Die Sankt-Paul-Insel (französisch
Île Saint-Paul) [sɛ̃ˈpɔl]
ist eine unbewohnte, 7 km² große Insel im südlichen
Indischen Ozean. Sie gehört seit 1892 zu
Frankreich und ist heute Teil der
Französischen Süd- und Antarktisgebiete, (frz. Terres Australes
et Antarctiques Françaises). Die Insel vulkanischen Ursprungs liegt
92 Kilometer südlich der
Amsterdam-Insel im
Indischen Ozean und ist in ihrem höchsten Punkt, der Crète de la
Novara, bis zu 268 m hoch. Auffällig ist insbesondere die
kraterförmige Gestalt der Insel, wobei die Nordostflanke des
Kraterabhangs womöglich durch Wellenerosion oder eine Eruption
weggesprengt wurde. Somit ist das von steilen Abhängen eingefasste
Bassin du Cratère nach einer Seite zum Meer hin offen und die
natürliche Hafeneinfahrt nur von zwei schmalen Landzungen geschützt.
Hier befand sich früher auch eine Station für Wal- und Robbenfänger.
Tierwelt
Auf der Insel gibt es Kolonien des
subantarktischen Seebären und des
Felsenpinguins. Daneben nisten hier zahlreiche Seevögel,
insbesondere
Seeschwalben und
Tölpel sowie
Walvögel wie der
Kleine Entensturmvogel.
Nach der Sankt-Paul-Insel ist unter anderem die
Riesenkalmar-Art
Architeuthis sanctipauli benannt, von der 1875 ein
Exemplar auf der Insel angespült wurde.
Geschichte
Entdeckt wurde die Sankt-Paul-Insel
vermutlich im 16. Jahrhundert durch Portugiesen, die erste
Erwähnung findet sich 1559. Ihren Namen bekam sie von
Antonio van Diemen, der am 17. Juli 1633 an der Insel
vorbeisegelte. Erstmals betreten wurde die Insel 1697 von
Willem de Vlamingh. Sie wurde Ende 1857 im Zuge der
Novara-Expedition wissenschaftlich eingehend erforscht.
1871 wurde die Fregatte HMS Megaera
vor Sankt Paul leck und von Kapitän Arthur Thomas Thrupp
(1828–1889) vorsätzlich auf Grund gesetzt. Infolgedessen
verbrachte der Großteil der Besatzung mehr als zwei Monate bis
zur Evakuierung auf der Insel.
1874 gab es auf der Insel eine
französische Beobachtungsstation für den
Venustransit am 9. Dezember. Eine deutsche Expedition, die
das Ereignis von den
Kerguelen aus beobachtet hatte, besuchte die
Sankt-Paul-Insel mit der
SMS Gazelle am 12. Februar 1875. 24 Jahre später
gingen auch die Teilnehmer der
Valdivia-Expedition hier an Land. Ihr Leiter sah noch das Wrack der Brigg
Holt Hill, die hier 1889
Schiffbruch erlitten hatte. Auch die
deutsche Antarktisexpedition mit dem
Forschungsschiff Gauß besuchte die Insel am 26. und
27. April 1903.
Bereits 1893 war die Sankt-Paul-Insel
durch das Kriegsschiff L'Eure für Frankreich in Besitz
genommen worden. 1928 wurde sie von René Bossière, einem
bretonischen Geschäftsmann, mit einigen Dutzend Seeleuten
besiedelt. Die Langusten-Konservenfabrik Borne du
Bougainville wurde am Kraterrand in Betrieb genommen. Durch
die Insolvenz der Firma in der Bretagne gerieten die Siedler in
Vergessenheit und das Versorgungsschiff L’Austral nahm
die Überlebenden erst zwei Jahre später wieder auf.
Zeichnung der Sankt-Pauls-Insel (Île Saint-Paul) im Indischen
Ozean mit Kraterbucht von 1876.
Die SMS Gazelle liegt auf Reede vor der Insel.****
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