Kerguelen
Der Kerguelen-Archipel ist eine subantarktische
Inselgruppe im südlichen
Indischen Ozean. Er liegt 1261 km östlich der
Crozetinseln und 422 km nordwestlich des
australischen Außengebiets
Heard und McDonaldinseln. Insgesamt gehören zum Archipel etwa
400
Inseln, von denen nach Grande Terre ("Großes Land") die
Île Foch und die
Île Saint-Lanne Gramont im nördlichen
Teil der Inselgruppe die größten sind.
Die Inselgruppe ist Teil des
französischen Süd- und Antarktisterritoriums. Seit dem
19. Jahrhundert trägt sie den Namen ihres Entdeckers, des
französischen Konteradmirals
Yves Joseph de Kerguelen de Trémarec.
Mit Ausnahme der Forschungsstation
Port-aux-Français ist der Kerguelen-Archipel unbewohnt.
Die Station wurde 1949 für den permanenten Betrieb
eingerichtet und liegt im Osten der Hauptinsel auf der
Péninsule Courbet, am Golfe du Morbihan.
Der Archipel liegt im südlichen
Indischen Ozean auf 49° südlicher Breite und 70° östlicher
Länge, 3981 km von
Australien, 3782 km von der
südafrikanischen Küste und 1913 km von der Antarktis
entfernt.
Die Inselgruppe ist, wie viele der
subantarktischen Inseln, eine sehr abgelegene Region der Welt
und ist bis heute nur auf dem Seeweg erreichbar, weil bislang
keine Landebahn für Flugverbindungen zum Festland errichtet
wurde. Wegen der Unzugänglichkeit der Inseln kann man in die
meisten Regionen des Archipels nur mit dem Hubschrauber
gelangen. Von November bis März läuft das 1995 gebaute
Forschungs- und Versorgungsschiff Marion-Dufresne II die
Kerguelen-Inselgruppe, die
Crozetinseln und die Inseln
Saint-Paul und
Amsterdam von
Réunion aus an. Die Überfahrt auf dem 120,5 m langen Schiff
des
Institut Polaire Français Paul-Émile Victor (IPEV) dauert im
Schnitt acht bis zehn Tage.
Geographie
Der Kerguelen-Archipel hat eine
Gesamtfläche von 7215 km², wovon 6675 km² auf die Hauptinsel Île
Kerguelen / Grande Terre fallen. Vom Îlot du Rendez-vous am
nördlichsten Punkt bis zur Île de Boynes ganz im Süden sind es
174 km, west-östlich erstreckt sich der Archipel von den Îles de
la Fortune zum Cap Ratmanoff 158 km weit. Die mittlere Höhe der
Inseln ist 300 m. Ihr Erscheinungsbild ist jedoch von weiten
Basalttafellandschaften von 400 bis 600 m Höhe geprägt.
Fjorde schneiden tief ins Innere der Inseln ein, die von
gewaltigen, zum Teil vergletscherten Tälern durchzogen sind,
welche von Steilhängen eingefasst werden. Zahlreiche
Vulkangipfel überragen die Inseln, darunter der
Mont Ross (Grand Ross: 1850 m, Petit Ross: 1721 m) auf der
Halbinsel Gallieni, der höchste Berg des Archipels, der 1975
erstmals bestiegen wurde.
Von der einst vollständigen
Vergletscherung der Kerguelen haben sich heute nur noch
isolierte Eiskappen erhalten. Die größte ist der den Westteil
der Insel bedeckende
Cook-Gletscher (Calotte Glaciaire Cook) mit einer
Gesamtfläche von ca. 500 km² (7,5 Prozent der Fläche von Grande
Terre), der zahlreiche Gletscherzungen in die umliegenden Täler
und Buchten ausstreckt. Auch um den Mont Ross im Massif Gallieni
und um die Berggipfel auf der Halbinsel Rallier du Baty sind
noch große Teile der Gebirgsmassive vergletschert.
Der Rückgang der Gletscherflächen seit
dem Ende der letzten Eiszeit hat zahlreiche, sehr langgestreckte
Gletscherseen hinterlassen, wie z. B. den Lac d’Entr’Aigues
(9 km²), den Lac Bontemps (7 km²), den Lac Hermance (6 km²)
sowie den Lac Sibelius (alle im Plateau Central zwischen den
Halbinseln Courbet und Jeanne d’Arc). Der mit 25 km²
flächengrößte Lac Marville liegt am nordöstlichen Ende der
Halbinsel Courbet. Die abnehmenden Eisflächen haben zudem von
vielfach verzweigten Flüssen durchzogene,
weite, sandige Talflächen hinterlassen, die sich vor allem
auf der Halbinsel Rallier du Baty und um die Ausläufer des
Cook-Gletschers erstrecken.
Die Küsten der einzelnen Inseln sind überwiegend steinig und fallen
steil ab. Im Durchschnitt liegen die Inselränder fast 200 m über
dem Meer, teilweise erreichen sie sogar Höhen um 800 m wie am
Cap des Aiguilles (dt. Nadelkap) und am Cap du Challenger
(beide an der Südküste der Halbinsel Jeanne d'Arc).
Geologie
Der Kerguelen-Archipel ist eine der
ältesten Inselgruppen der Welt. Er bildete sich vor etwa 40
Millionen Jahren aufgrund
vulkanischer
Aktivität. Die Inseln liegen auf dem
Kerguelenplateau, einem unterseeischen Gebirge, das 3700 m
über den umgebenden Meeresboden herausragt. Die Inseln sind –
mit den Heard- und McDonald-Inseln – eine der drei Stellen, an
denen sich das Kerguelenplateau bzw. der größere
Gaussberg-Kerguelen-Meeresrücken über die Wasseroberfläche
erheben. Die gewaltige Vulkantätigkeit, die die Inseln im
Verlauf der Erdgeschichte stets verändert und umgeformt hat, kam
seit Beginn des
Quartärs zunehmend zum Erliegen.
Periodisch wiederkehrende Wechsel
zwischen Eiszeiten und wärmeren Phasen, in denen sich ein
dichterer Bewuchs entwickeln konnte, bestimmen seither das
pflanzliche und tierische Leben auf den Kerguelen. Kohlefunde
und Pflanzenfossilien
wie versteinerte Baumreste lassen darauf schließen, dass hier
unter klimatisch günstigeren Bedingungen im Quartär sogar Wälder
wuchsen.
Der vulkanische Ursprung des Archipels
zeigt sich vor allem in den
Basalttafeln, die etwa 85 Prozent des Archipels bedecken und
teilweise eine Mächtigkeit von 1.000 m erreichen.
Erosion durch Wind und Wasser hat hier vielerorts in den
Tafelbergen tiefe Talzüge, pyramidenartige Bergkuppen oder
Felsnadeln geschaffen.
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