Süditalien
Süditalien oder Unteritalien (italienisch Italia meridionale oder Sud Italia, auch Bassa Italia), oft Mezzogiorno genannt, ist der südliche Teil des italienischen Staats, meist beginnend mit der heutigen Region Abruzzen. Im weitesten Sinne umfasst die Bezeichnung den Südteil der Apenninhalbinsel sowie die Inseln Sizilien und Sardinien.
Wortursprung „Mezzogiorno“
Der aus mezzo (Mitte) und giorno (Tag) zusammengesetzte Begriff ist das italienische Wort für „Mittag“. Mit Mezzogiorno wird (nach dem Stand der Sonne) der Süden im Allgemeinen bezeichnet; davon abgeleitet bezeichnet das Wort in seinem häufigsten Gebrauch den Süden Italiens. Entsprechend wird auch der Begriff Le Midi (Mittag) für den Süden Frankreichs verwendet.
Der Begriff kam später nach der Annexion des bourbonischen Königreichs beider Sizilien zusammen mit den anderen italienischen Staaten und der anschließenden italienischen Vereinigung von 1861 in Mode.
Geografische Abgrenzung
Süditalien besteht aus den heutigen italienischen Regionen, die vor der Einigung Italiens im Jahr 1861 zum Königreich beider Sizilien gehörten; dabei handelt es sich um die Regionen Abruzzen, Molise, Kampanien, Basilikata, Apulien, Kalabrien und Sizilien.
Obwohl die früher vom Haus Savoyen beherrschte Insel Sardinien kulturell und historisch von Süditalien abgegrenzt ist, wird die Region Sardinien aufgrund ähnlicher wirtschaftlicher Bedingungen auch unter dem Mezzogiorno subsumiert. Sardinien wird aus verwaltungstechnischen Gründen hin und wieder zu Mittelitalien gerechnet oder an die Region Latium angeschlossen (z. B. im italienischen Postleitsystem).
Die Region Abruzzen wird wirtschaftsgeografisch zu Mittelitalien gezählt, da die Wirtschaftsleistung der Region eher der der mittelitalienischen Regionen entspricht. Sie ist seit 2007 nicht mehr Ziel-1-Region der Europäischen Union. Die Region Abruzzen kann nach rein geografischen Kriterien Mittelitalien zugerechnet werden. In der Regel unterbleibt dies aus den genannten historischen Gründen.
Die Region Latium als Herzstück des ehemaligen Kirchenstaats gehört weder nach historischen, noch nach wirtschaftsgeografischen Kriterien zu Süditalien. Eine Ausnahme bilden die im Süden der Region gelegenen Provinzen Frosinone und Latina, die teilweise Teil des Königreichs beider Sizilien waren.
Für statistische Zwecke wird Italien gemäß der NUTS-Klassifizierung der Europäischen Union in fünf Makroregionen unterteilt. Die süditalienischen Regionen auf dem Festland bzw. der Apenninhalbinsel bilden die Makroregion „Süd“ (Sud), Sizilien und Sardinien die Makroregion der „Inseln“ (Isole, auch Italia insulare, deutsch „Inselitalien“).
Bedeutung
Italien hatte sich in den 1950er Jahren dazu entschieden, den unterentwickelten Süden mit Transferzahlungen aus dem „reichen Norden“ und der Mitte Italiens zu unterstützen. Oft wird im Zuge der deutschen Wiedervereinigung und der folgenden Probleme des „Aufbau Ost“ auf das Beispiel Mezzogiorno verwiesen. So liegen in Ostdeutschland und im Mezzogiorno die Produktivitätsniveaus relativ zum Rest des Landes (Norditalien bzw. Westdeutschland) wegen der Zahlungen jeweils seit einigen Jahren bei 60 Prozent.
2013 betrug das Bruttoinlandsprodukt des Südens (€ 17.416 pro Kopf) 42 % weniger als jenes des Nordens (€ 31.094 pro Kopf). Zwischen 2009 und 2012 ist das BIP im Süden um 3,8 % zurückgegangen, während italienweit der Rückgang nur 0,4 % betrug.