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Tektonik und Geotektonik
Tektonik (nach τεκτονικός tektonikós „die Baukunst betreffend“) bezeichnet in der Geologie die Lehre vom Aufbau der Erdkruste und von den in ihr stattfindenden klein- und großräumigen Bewegungen. Auch Strukturen und Bewegungen im oberen Teil des Erdmantels (Lithosphäre) sind Betrachtungsfeld der Tektonik.
Als Geotektonik werden die eher globalen Aspekte und die Theorien der Erdentwicklung bezeichnet. Hauptthema der Geotektonic sind großflächige Strukturen, die Bewegungen der geologischen Strukturelemente und die daraus resultierenden Deformationen. Im deutschen Sprachgebrauch wird meist einfach von der Tektonik gesprochen; die Vorsilbe Geo betont die globalen Aspekte.
Andererseits bezeichnet Tektonik den Aufbau der Erdkruste und die geodynamischen Bewegungen selbst, insbesondere die Verschiebung der Kontinentalplatten und ihre Auswirkungen (Plattentektonik).
Typen der tektonischen Prozesse
Aus den im Gelände beobachteten Störungen und Faltung von Gesteinspaketen sowie den Merkmalen der betroffenen Gesteine, wie Klüftung, Schieferung und Metamorphosegrad, schließt der Geologe auf Richtung, Stärke, Dauer und Zeitpunkt dieser Bewegungen.
Nach den vorherrschenden geologischen Strukturen lassen sich unterscheiden:
- Störungs- oder Bruchtektonik:
Nahe der Erdoberfläche führen seitlicher Druck, aber auch
Druckentlastung, zum Zerbrechen der Gesteinsschichten und zu
Verschiebungen der Gesteinspakete gegeneinander, entlang von
teilweise offenen Fugen, Klüften, Spalten und Verwerfungen. Hierbei
kommt es in der Regel nicht zu durchgreifender Faltung der Gesteine.
Beispiele sind die Bildung von tektonischen Gräben und Horsten. Auch
an der Einsenkung von Sedimentbecken und der seitlichen Verschiebung
von Bereichen der Erdkruste gegeneinander ist Bruchtektonik oft
beteiligt. Plötzlicher Spannungsabbau an den beteiligten
Störungszonen erzeugt dabei ein Erdbeben.
- Faltentektonik: Der
genaue Zeitpunkt des Beginns der Faltung hängt von der
Beschaffenheit der betroffenen Gesteine ab. Unter bestimmten
Bedingungen treten Falten schon in geringer Tiefe unter der
Erdoberfläche auf. In den meisten Fällen beginnen sich die Gesteine
jedoch in größerer Tiefe, also bei höheren Drücken und Temperaturen,
plastisch zu verformen und werden gefaltet. Die Bildung von offenen
Spalten ist nun nicht mehr möglich, und die Bewegung der
Gesteinspakete gegeneinander findet nicht mehr nur an Störungen,
sondern vor allem durch innere Verformung und Bewegung an regionalen
Scherzonen statt. Die Gesteine unterliegen dabei einer Umwandlung,
die metamorphe Gesteine erzeugt. Diese Umwandlung kann alle Gesteine
einer Region betreffen (Regionalmetamorphose).
- Überschiebungstektonik:
Bei geeigneten Bedingungen können gefaltete wie ungefaltete Gesteine
einander als tektonische Decken überschieben. Dabei können
Gesteinspakete von großem Ausmaß über weite Entfernungen
transportiert werden. Der Bau dieser Überschiebungskörper kann im
Einzelnen sehr verwickelt sein.