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Azoren

Die Azoren (port. Ilhas dos Açores zu deutsch: Habichtsinseln) sind eine Gruppe von neun größeren und mehreren kleineren portugiesischen Atlantikinseln (Hauptinsel São Miguel), die 1.369 km westlich vom europäischen Festland (Cabo da Roca) und 4.382 km ostwärts von Nordamerika (US-Bundesstaat Virginia) liegen. Die kürzeste Entfernung (Insel Flores) zum nordamerikanischen Festland (Neufundland in Kanada) beträgt 2.342 km.

Verwaltungstechnisch bilden die Azoren zusammengefasst eine autonome Region Portugals, die Região Autónoma dos Açores. Trotz ihrer vergleichsweise großen Entfernung vom europäischen Festland sind die Azoren als Teil Portugals der Europäischen Union zugehörig.

Região Autónoma dos Açores
Wappen der Azoren 
Wappen
  
Gewässer Atlantischer Ozean
Geographische Lage 38° 30′ N, 28° 0′ W
Locator map of Azores in EU.svg
Anzahl der Inseln 9 (+ zahlreiche Felsen)
Hauptinsel São Miguel
Gesamte Landfläche2333 km²
Höchste ErhebungPonta do Pico
Einwohner 245.283 (2016)
Karte der Azoren
Karte der Azoren
NASA-Satellitenbild der Azoren, ohne die nordwestliche Gruppe
NASA-Satellitenbild der Azoren, ohne die nordwestliche Gruppe

File:Açores 2010-07-19 (5047589237).jpg
Typische Landschaft auf den Azoren mit der Insel Pico und dem gleichnamigem Vulkan im Hintergrund
 

Die Azoren liegen auf 36° 43' bis 39° 56' N und 24° 46' bis 31° 16' W und umfassen eine Grundfläche von 2330 Quadratkilometern. Sie sind Teil des Mittelatlantischen Rückens und liegen auf der Plattengrenze zwischen der Eurasischen Platte und der Afrikanischen Platte. Die westlichsten Inseln Flores und Corvo gehören geologisch bereits zur Nordamerikanischen Kontinentalplatte.

Inselgruppen

Die neun großen Inseln teilt man in drei Gruppen auf:

  • Grupo Ocidental (nordwestliche Gruppe): Corvo und Flores.
  • Grupo Central (zentrale Gruppe): Faial mit der Inselhauptstadt Horta, dem Hauptanlaufpunkt für Atlantiküberquerer, Pico mit Hauptort Madalena, São Jorge, Graciosa und Terceira. Hauptstadt von Terceira ist das als Weltkulturerbe anerkannte Angra do Heroísmo, das nach dem Erdbeben von 1980 wiederaufgebaut wurde.
  • Grupo Oriental (südöstliche Gruppe): Santa Maria, die Formigas, eine unbewohnte Inselgruppe, und São Miguel, die größte Insel (Hauptinsel) der Azoren, deren Hauptstadt Ponta Delgada zugleich Hauptstadt des gesamten Archipels und auch unter anderem Hauptsitz der auf mehreren Inseln angesiedelten Universität der Azoren ist.

Alle Inseln des Archipels sind vulkanischen Ursprungs. Nur die älteste der Inseln, Santa Maria, weist zusätzlich Sedimentgesteine auf.

Klima

Die Azoren sind durch ein ozeanisch-subtropisches Klima geprägt. Die Lage inmitten des Atlantischen Ozeans sorgt dafür, dass Jahreszeiten und Temperaturextreme sehr ausgeglichen sind, d. h. für die Breitenlage sehr milde Winter und nicht so heiße Sommer. Zudem sind die Luftmassen aufgrund des langen Weges über dem offenen Ozean relativ feucht. Zugleich befinden sich die Inseln während des größten Teiles des Jahres unter dem Einfluss der subtropischen Hochdruckzone (Rossbreiten).

Das Azorenhoch, dem Volksmund oft bekannter als die Inseln selbst, ist dabei keinesfalls durch beständigen Sonnenschein geprägt. Aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit entstehen häufig, aber nicht immer, tiefe, mal geschlossene, mal aufgelockerte Wolkenschichten (Passatwolke). Anders als z. B. im Falle der Kanaren oder Madeira ist die Windrichtung auf den Azoren aber nicht vorherrschend aus Nordost (NO-Passat), sondern wechselnd; manchmal gibt es aufgrund einer Lage mitten in der Hochachse auch sehr schwache Winde. Generell bringen diese tiefen Wolken keinen oder nur sehr schwachen Niederschlag.

Die Inseln liegen mit 36 bis 40 Grad geographischer Breite wesentlich nördlicher als Madeira und die Kanaren und können daher ganzjährig von Tiefausläufern erreicht werden. Im Hochsommer herrschen etwa 50 % Sonnenschein und vorwiegend trockene Bedingungen vor. Ab September nimmt der Tiefeinfluss jedoch an Häufigkeit zu, mitunter geraten die Inseln auch in den Randeinfluss von alternden tropischen Stürmen; selten, etwa einmal pro Jahrzehnt, überqueren Reste von Tropenstürmen sogar unmittelbar die Inseln und können dort für starke Winde und intensive Niederschläge sorgen.

Der „Azorenwinter“ zwischen Dezember und April erinnert eher an den September in Mitteleuropa: er kann sowohl durch relativ ruhige, milde Hochdrucklagen wie auch durch intensives Westwetter mit heftigen Stürmen, Regenfronten, Gewitter etc. geprägt sein. Vielfach dominiert den ganzen Monat über entweder das Hoch oder der Tiefdruckeinfluss. Tiefgeprägte Wintermonate können extrem regenreich sein (bis zu 300 mm), hochdruckgeprägte dagegen trocken verlaufen.

Das Klima auf der westlichst gelegenen Insel Flores ist wesentlich wolken- und regenreicher als auf der östlich gelegenen Insel Santa Maria. Flores hat ca. 1600 Sonnenstunden (etwa wie im Ruhrgebiet), Santa Maria ca. 1900 Stunden (etwa wie im Oberrheingraben). Die Niederschläge variieren zwischen 900 mm auf Santa Maria (auch etwa wie im Ruhrgebiet) und rund 1500 mm auf Flores (etwa wie im Berchtesgadener Land). Besonders signifikant ist der Unterschied im Sommer, wo Santa Maria oft trocken bleibt und damit dem mediterranen Klima ähnelt, während Flores öfter Regenschauer bekommt und damit bei den sehr warmen Temperaturen in Tieflagen schon fast feucht-tropisch anmuten kann.

In höheren Lagen der Vulkangipfel nimmt die Sonnenscheindauer weiter ab und die Niederschlagsmenge zu; mancherorts können über 5000 mm erreicht werden (so heftig wie etwa in Südostasien). Ab 400 m Seehöhe ist auch Nebel sehr häufig, insbesondere im Winter, da die Wolkenschichten sehr tief hängen.

Die Temperaturen liegen im „Azorenwinter“ im Mittel bei 11 Grad in der Nacht und 17 Grad am Tag. Kalte Nächte bringen etwa 6 Grad, sehr milde Tage rund 22 Grad (Wassertemperatur 16 Grad). Die Inseln sind völlig frostfrei und ermöglichen damit auch manchen tropischen Pflanzen das Überleben. Erst ab ca. 400 m kann Frost auftreten, ab ca. 800 m in seltenen Fällen Schneefall. Der Vulkangipfel auf Pico ist mit 2300 m Höhe im Winter sehr häufig schneebedeckt.

Im Sommer (August) erreicht die mittlere Temperatur milde 19 Grad in der Nacht und 25 Grad am Tag. Kühle Sommernächte haben 15 Grad, warme Sommertage erreichen die 30-Grad-Marke. Die Wassertemperaturen betragen 22 bis 24 Grad.

Natur

Die Azoren weisen eine große biologische Vielfalt auf und sind biogeographisch weitgehend isoliert, so dass sich eine Reihe endemischer Arten entwickelte. Die Azoren gehören zum Mediterranen Becken, das sich von den Azoren bis nach Jordanien erstreckt. Conservation International hat damit die Azoren als Biodiversitäts-Hotspot ausgewiesen.

Seit der Ankunft der ersten Siedler auf den Inseln litt die heimische Flora und Fauna dramatisch. Hauptfaktoren sind die Degradation von Landschaften, Abholzung, konventionelle Landwirtschaft und eingeführte exotische Arten, die den endemischen Arten das Habitat streitig machen. Der für die Azoren vormals typische Laurisilva (Lorbeerwald) findet sich nach wie vor auf einzelnen Inseln, ist aber weitgehend durch Bestände des Australischen Klebsamenbaums (Pittosporum undulatum) verdrängt worden.

Obwohl die Natur der Azoren großem Druck von Touristen ausgesetzt ist, sind Maßnahmen für einen wirksamen Naturschutz noch in den Anfängen begriffen. Informationszentren, Ranger und Gebiete mit kontrollierten Zugängen oder gekennzeichneten Pfaden gibt es aber schon auf allen Inseln. Weite Bereiche der Inseln stehen außerdem unter Naturschutz.

Landschaft

Die Vegetation auf den Azoren ist aufgrund des feuchten Atlantikklimas üppig. Daneben findet man aber auch eher karge, vulkanische Landschaften.

Bevölkerung

Auf den Azoren leben insgesamt ca. 245.000 Einwohner, die überwiegend portugiesische Staatsbürger sind. Sie sind zu 95 Prozent römisch-katholisch.

Im 15. und frühen 19. Jahrhundert sowie 1933–1945 kam es zur verstärkten Einwanderung von Juden. So wanderten 1818/19 viele jüdisch-marokkanische Händlerfamilien ein, die erheblich dazu beitrugen, den Fernhandel der Azoren zu entwickeln.

Nach Jahrzehnten der Auswanderung in die USA (im 19. Jahrhundert oft auch als Besatzung von Walfangschiffen), nach Kanada und Brasilien sowie in neuester Zeit nach Portugal verzeichnen die größten Orte auf São Miguel wieder bescheidene Bevölkerungszuwächse.

Die Bevölkerung spricht untereinander sehr differierende Dialektformen der portugiesischen Sprache. So können Festlandportugiesen eigenen Angaben zufolge die Einheimischen oft schwer verstehen.

Wirtschaft

Die Azoren gelten als eine, im europäischen Durchschnitt gesehen, wirtschaftsschwache Region Europas und erhalten Fördergelder der EU. Da die Azoren während der Diktatur Portugals, die bis ins 20. Jahrhundert reichte, stark vernachlässigt wurden, sind die Kosten des nachhaltigen Aufbauens enorm.

Landwirtschaft

Bedeutendste Wirtschaftszweige auf den Inseln sind die Vieh- und Milchwirtschaft. Exportiert werden hauptsächlich Milch, Milchprodukte sowie Rindfleisch.

Die Azoren sind, neben einer Plantage im englischen Cornwall, der einzige europäische Standort, an dem Tee angebaut wird (zwei Plantagen auf der Insel São Miguel). Der Tee weist, im Gegensatz zu den Teesorten aus Asien und Afrika, sehr wenig Teeine auf, . Ein Großteil des Tees geht nach Festland-Portugal, insbesondere der bekannte Chá Gorreana, der Rest wird von der Bevölkerung selbst verbraucht. Die Teeplantagen sind zudem eine Touristenattraktion.

Der Ananasanbau auf São Miguel erfolgt in Gewächshäusern und ist sehr arbeitsintensiv, so dass die einheimischen Sorten teurer sind als die Importe aus Zentralamerika oder Afrika.

Tourismus

Wegen ihrer Ursprünglichkeit und des einzigartigen Klimas mit milden, nie extremen Temperaturen gewinnt auch der Tourismus auf den immergrünen Azoren zunehmend an Bedeutung. Bisher sind es neben den Festland-Portugiesen und internationalen Seglern vor allem Skandinavier und Urlauber aus dem deutschen Sprachraum, die auf den Azoren ihren Urlaub verbringen.

Die Anreise erfolgte früher per Schiff. Heute erfolgt die Anreise von verschiedenen Flughäfen in Europa, Kanada und den USA zu den internationalen Flughäfen in Ponta Delgada (São Miguel), Angra do Heroísmo (Terceira), Horta (Fajal) oder Madalena (Pico).

Da es keine ausgedehnten Sandstrände gibt, sind Azoren-Urlauber meist Naturliebhaber und Wanderer. Transatlantische Segler nutzen die Häfen von Horta (Fajal) und Ponta Delgada (São Miguel) für Zwischenstopps. Auf mehreren Inseln wird Walbeobachtung angeboten.

Aufgrund ihrer exponierten Lage im offenen Atlantik und dem Golfstrom, der relativ warmes Wassers anspült, gibt es rund um die Azoren zahlreiche Großfische und Meeressäuger, weshalb die Azoren auch bei Tauchern beliebt sind. Die stellenweise starke Strömung macht jedoch die Tauchgänge eher anspruchsvoll und für Anfänger ungeeignet. Auf allen neun Inseln gibt es inzwischen Tauchbasen, die auch geführte Tauchgänge anbieten.

Verschiedene Heil- und Thermalquellen machen den Ort Furnas (auf der Hauptinsel São Miguel) seit langem zu einem attraktiven Kurort, nicht nur für Festland-Portugiesen.


Siehe auch

Weblinks

Quellen

Bildernachweis