Das Azorenhoch, dem Volksmund oft bekannter als die Inseln selbst, ist dabei
keinesfalls durch beständigen Sonnenschein geprägt. Aufgrund der hohen
Luftfeuchtigkeit entstehen häufig, aber nicht immer, tiefe, mal
geschlossene, mal aufgelockerte Wolkenschichten (Passatwolke).
Anders als z. B. im Falle der Kanaren oder Madeira ist die Windrichtung auf den Azoren aber nicht vorherrschend aus
Nordost (NO-Passat),
sondern wechselnd; manchmal gibt es aufgrund einer Lage mitten in der
Hochachse auch sehr schwache Winde. Generell bringen diese tiefen Wolken
keinen oder nur sehr schwachen Niederschlag.
Die Inseln liegen mit 36 bis 40 Grad geographischer Breite wesentlich
nördlicher als Madeira und die Kanaren und können daher ganzjährig von
Tiefausläufern erreicht werden. Im Hochsommer herrschen etwa 50 %
Sonnenschein und vorwiegend trockene Bedingungen vor. Ab September nimmt der
Tiefeinfluss jedoch an Häufigkeit zu, mitunter geraten die Inseln auch in
den Randeinfluss von alternden
tropischen Stürmen; selten, etwa einmal pro Jahrzehnt, überqueren Reste
von Tropenstürmen sogar unmittelbar die Inseln und können dort für starke
Winde und intensive Niederschläge sorgen.
Der „Azorenwinter“ zwischen
Dezember und April erinnert eher an den September in Mitteleuropa: er kann
sowohl durch relativ ruhige, milde Hochdrucklagen wie auch durch intensives
Westwetter mit heftigen Stürmen, Regenfronten, Gewitter etc. geprägt sein.
Vielfach dominiert den ganzen Monat über entweder das Hoch oder der
Tiefdruckeinfluss. Tiefgeprägte Wintermonate können extrem regenreich sein
(bis zu 300 mm), hochdruckgeprägte dagegen trocken verlaufen.
Das Klima auf der westlichst gelegenen Insel Flores ist wesentlich wolken- und regenreicher als auf der östlich
gelegenen Insel
Santa Maria. Flores hat ca. 1600 Sonnenstunden (etwa wie im Ruhrgebiet),
Santa Maria ca. 1900 Stunden (etwa wie im Oberrheingraben). Die
Niederschläge variieren zwischen 900 mm auf Santa Maria (auch etwa wie im
Ruhrgebiet) und rund 1500 mm auf Flores (etwa wie im Berchtesgadener Land).
Besonders signifikant ist der Unterschied im Sommer, wo Santa Maria oft
trocken bleibt und damit dem mediterranen Klima ähnelt, während Flores öfter
Regenschauer bekommt und damit bei den sehr warmen Temperaturen in Tieflagen
schon fast feucht-tropisch anmuten kann.
In höheren Lagen der Vulkangipfel nimmt die Sonnenscheindauer weiter ab
und die Niederschlagsmenge zu; mancherorts können über 5000 mm erreicht
werden (so heftig wie etwa in Südostasien). Ab 400 m Seehöhe ist auch Nebel
sehr häufig, insbesondere im Winter, da die Wolkenschichten sehr tief
hängen.
Die Temperaturen liegen im „Azorenwinter“ im Mittel bei 11 Grad in der
Nacht und 17 Grad am Tag. Kalte Nächte bringen etwa 6 Grad, sehr milde Tage
rund 22 Grad (Wassertemperatur 16 Grad). Die Inseln sind völlig frostfrei
und ermöglichen damit auch manchen tropischen Pflanzen das Überleben. Erst
ab ca. 400 m kann Frost auftreten, ab ca. 800 m in seltenen Fällen
Schneefall. Der Vulkangipfel auf Pico ist mit 2300 m Höhe im Winter sehr häufig schneebedeckt.
Im Sommer (August) erreicht die mittlere Temperatur milde 19 Grad in der
Nacht und 25 Grad am Tag. Kühle Sommernächte haben 15 Grad, warme Sommertage
erreichen die 30-Grad-Marke. Die Wassertemperaturen betragen 22 bis 24 Grad.
Natur
Die Azoren weisen eine große biologische Vielfalt auf und sind
biogeographisch weitgehend isoliert, so dass sich eine Reihe endemischer
Arten entwickelte. Die Azoren gehören zum Mediterranen Becken, das sich von
den Azoren bis nach Jordanien erstreckt. Conservation International hat damit die Azoren als Biodiversitäts-Hotspot ausgewiesen.
Seit der Ankunft der ersten Siedler auf den Inseln litt die heimische
Flora und Fauna dramatisch. Hauptfaktoren sind die Degradation von
Landschaften, Abholzung, konventionelle Landwirtschaft und eingeführte
exotische Arten, die den endemischen Arten das Habitat streitig machen. Der
für die Azoren vormals typische
Laurisilva (Lorbeerwald) findet sich nach wie vor auf einzelnen Inseln,
ist aber weitgehend durch Bestände des Australischen Klebsamenbaums
(Pittosporum undulatum) verdrängt worden.
Obwohl die Natur der Azoren großem Druck von Touristen ausgesetzt ist,
sind Maßnahmen für einen wirksamen Naturschutz noch in den Anfängen
begriffen. Informationszentren, Ranger und Gebiete mit kontrollierten
Zugängen oder gekennzeichneten Pfaden gibt es aber schon auf allen Inseln.
Weite Bereiche der Inseln stehen außerdem unter Naturschutz.
Landschaft
Die Vegetation auf den Azoren ist aufgrund des feuchten Atlantikklimas
üppig. Daneben findet man aber auch eher karge, vulkanische Landschaften.
Bevölkerung
Auf den Azoren leben insgesamt ca. 245.000
Einwohner, die überwiegend portugiesische Staatsbürger sind. Sie sind zu 95
Prozent römisch-katholisch.
Im 15. und frühen 19. Jahrhundert sowie 1933–1945
kam es zur verstärkten Einwanderung von Juden. So wanderten 1818/19 viele
jüdisch-marokkanische Händlerfamilien ein, die erheblich dazu beitrugen, den
Fernhandel der Azoren zu entwickeln.
Nach Jahrzehnten der Auswanderung in die USA (im 19.
Jahrhundert oft auch als Besatzung von Walfangschiffen), nach Kanada und
Brasilien sowie in neuester Zeit nach Portugal verzeichnen die größten Orte
auf São Miguel wieder bescheidene Bevölkerungszuwächse.
Die Bevölkerung spricht untereinander sehr
differierende Dialektformen der portugiesischen Sprache. So können
Festlandportugiesen eigenen Angaben zufolge die Einheimischen oft schwer
verstehen.
Wirtschaft
Die Azoren gelten als eine, im europäischen
Durchschnitt gesehen, wirtschaftsschwache Region Europas und erhalten
Fördergelder der EU. Da die Azoren während der Diktatur Portugals, die bis
ins 20. Jahrhundert reichte, stark vernachlässigt wurden, sind die Kosten
des nachhaltigen Aufbauens enorm.
Landwirtschaft
Bedeutendste Wirtschaftszweige auf den Inseln sind
die Vieh- und Milchwirtschaft. Exportiert werden
hauptsächlich Milch, Milchprodukte sowie Rindfleisch.
Die Azoren sind, neben einer Plantage im englischen Cornwall, der einzige europäische Standort, an dem Tee angebaut wird (zwei Plantagen auf der Insel São Miguel). Der Tee weist, im
Gegensatz zu den Teesorten aus Asien und Afrika, sehr wenig Teeine auf, .
Ein Großteil des Tees geht nach Festland-Portugal, insbesondere der bekannte Chá Gorreana, der Rest wird von der Bevölkerung selbst verbraucht.
Die Teeplantagen sind zudem eine Touristenattraktion.
Der Ananasanbau auf São Miguel
erfolgt in Gewächshäusern und ist sehr arbeitsintensiv, so dass die
einheimischen Sorten teurer sind als die Importe aus Zentralamerika oder
Afrika.
Tourismus
Wegen ihrer Ursprünglichkeit und des einzigartigen
Klimas mit milden, nie extremen Temperaturen gewinnt auch der Tourismus auf
den immergrünen Azoren zunehmend an Bedeutung. Bisher sind es neben den
Festland-Portugiesen und internationalen Seglern vor allem Skandinavier und
Urlauber aus dem deutschen Sprachraum, die auf den Azoren ihren Urlaub
verbringen.
Die Anreise erfolgte früher per Schiff. Heute
erfolgt die Anreise von verschiedenen Flughäfen in Europa, Kanada und den
USA zu den internationalen Flughäfen in Ponta Delgada (São Miguel), Angra do
Heroísmo (Terceira), Horta (Fajal)
oder Madalena (Pico).
Da es keine ausgedehnten Sandstrände gibt, sind
Azoren-Urlauber meist Naturliebhaber und Wanderer. Transatlantische Segler
nutzen die Häfen von Horta (Fajal) und Ponta Delgada (São Miguel) für
Zwischenstopps. Auf mehreren Inseln wird Walbeobachtung angeboten.
Aufgrund ihrer exponierten Lage im offenen Atlantik
und dem Golfstrom, der relativ warmes Wassers anspült, gibt es rund um die
Azoren zahlreiche Großfische und Meeressäuger, weshalb die Azoren auch bei
Tauchern beliebt sind. Die stellenweise starke Strömung macht jedoch die
Tauchgänge eher anspruchsvoll und für Anfänger ungeeignet. Auf allen neun
Inseln gibt es inzwischen Tauchbasen, die auch geführte
Tauchgänge anbieten.
Verschiedene Heil- und Thermalquellen machen den Ort Furnas (auf der Hauptinsel São
Miguel) seit langem zu einem attraktiven Kurort, nicht nur für
Festland-Portugiesen.
Siehe auch
Weblinks
Quellen
Bildernachweis