Geographie
Die Grenzen Kurdistans lassen sich aus mehreren Gründen nicht eindeutig definieren. Zum einen gibt es, abgesehen von der Autonomen Region Kurdistan im Irak und der iranischen Provinz Kordestān, kein politisches Territorium und keine Verwaltungseinheit Kurdistan. Erschwerend kommt hinzu, dass es kein ethnisch homogenes kompaktes Siedlungsgebiet von Kurden gibt. Die Grenzen Kurdistans sind daher sehr umstritten.
Kurdistan liegt zwischen dem 34. und 40. Grad nördlicher Breite und dem 38. und 48. Grad östlicher Länge (♁37° N, 43° OKoordinaten: 37° N, 43° O | | ). Es erstreckt sich über Ost- und Südostanatolien – genauer gesagt von İskenderun und dem Taurusgebirge bis hoch zum Ararat – bis zum Urmiasee in Iran und schließt die Region der Zagrosgebirgskette, also den Nordirak und den Westiran, sowie Teile von Nordsyrien mit ein. Kurdische Aktivisten verwenden für die zu Iran, der Türkei, Irak und Syrien gehörenden Kurdengebiete seit den 1980ern verstärkt die Bezeichnungen Ostkurdistan, Nordkurdistan, Südkurdistan und Westkurdistan. Es folgt eine Charakterisierung der einzelnen Teile Kurdistans nach den Staaten, zu denen die Gebiete gehören.
Türkischer Teil
Der türkische Teil macht je nach Definition ca. 25 % des Staatsgebiets aus. Der Schwerpunkt erstreckt sich geographisch von der Provinz Gaziantep bis Hakkâri und von Malatya bis Kars. Außerdem leben in Zentralanatolien wie um den Tuz-See, Konya, Aksaray, Ankara usw. seit einigen Generationen Kurden (Zentralanatolische Kurden). In den letzten Jahrzehnten zogen bedingt durch Binnenmigration und Flucht viele Kurden in die Großstädte. Mittlerweile sind Kurden überall in der Türkei anzutreffen.
Der türkische Teil wird vom Taurusgebirge geprägt. Hier verlaufen die beiden Flüsse Euphrat und Tigris. Landwirtschaftlich wird diese Region durch Weizen-, Gersten-, Wein-, Oliven- und Pistazienanbau genutzt. Neben Gebirgsverläufen ist die Region östlich des Euphrat durch ein Hochplateau geprägt. Im Rahmen des Südostanatolien-Projekts entlang des Euphrat und Tigris werden über 22 Staudämme errichtet.
Iranischer Teil
Der östliche Teil Kurdistans stimmt in großen Teilen mit den Provinzen Kermānschāh, Kordestān, Ilam und West-Aserbaidschan überein. Beherrscht wird das Gebiet durch das Zāgros-Gebirge.
Syrischer Teil
Der syrische Teil Kurdistans wird von kurdischen Aktivisten als Rojava (Westkurdistan) bezeichnet. Das kurdische Siedlungsgebiet bildet hier bedingt durch die unnatürliche Grenzziehung kein zusammenhängendes Gebiet. Es erstreckt sich über den größeren Teil des Gouvernements Al-Hasaka. Die größten Städte der Region sind Qamischli und al-Hasaka. Die größten Erdölvorkommen Syriens liegen in den kurdisch besiedelten Gebieten im Nordosten der dortigen Dschazira-Region, die daher eine besondere strategische Relevanz besitzt. In der Region Rumelan, östlich von Qamischli, stehen die größten Ölraffinerien des Landes.
Eine andere Region mit einer signifikanten kurdischen Bevölkerung ist Ain al-Arab (Kobanî) in Nordsyrien in der Nähe der Stadt Dscharabulus und Kurd Dagh im Nordwesten, rund um die Stadt Afrin im Gouvernement Aleppo. Die Region Kurd Dagh erstreckt sich bis zu den türkischen Landkreisen İslahiye und Kırıkhan. Viele Kurden leben ferner in den Großstädten wie Aleppo und Damaskus. Die kurdisch bewohnten nördlichen und nordöstlichen Teile Syriens werden auf kurdisch auch Kurdistana Binxetê („Kurdistan unter der Grenze“) genannt.
Irakischer Teil
Der irakische Teil Kurdistans stimmt in großen Teilen mit der Autonomen Region Kurdistan überein und überschneidet sich mit dem Gebiet Türkmeneli. Die Autonome Region Kurdistan umfasst die Provinzen Arbil, Dohuk, Halabdscha und Sulaymaniya und Teile der Provinzen Diyala, Kirkuk und Ninawa.