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Föderationskreis Ferner Osten (Russisch Fernost)
Der Föderationskreis Ferner Osten ist eine administrative Einheit
(Föderationskreis) der Russischen Föderation am Pazifik (siehe Föderale Gliederung Russlands). Verwaltungssitz ist Chabarowsk.
Als Fernen Osten (Дальний
восток, Dalni wostok) bezeichnet man die Pazifikregion
Russlands, die unter anderem die Gebiete Sacha (das frühere Jakutien), die Jüdische Autonome Oblast und die Halbinsel Kamtschatka umfasst.
Geographie
Im Osten grenzt der Föderationskreis an den Pazifik mit seinen Randmeeren Beringmeer und Ochotskisches Meer, im Norden an den Arktischen Ozean mit den Randmeeren Ostsibirische See und die Laptewsee, im Süden an die Volksrepublik China, Japan und Nordkorea und im Westen an den Föderationskreis Sibirien.
Die größten Inselgruppen im Arktischen Ozean bilden die Neusibirischen Inseln und die Wrangelinsel. Im Pazifik bilden die Kurilen, die Kommandeurinseln und Sachalin die größten russischen Inseln. Die Hauptstadt des Kreises ist Chabarowsk mit über 600.000 Einwohnern. Der Föderationskreis Ferner Osten hat mit mehr als 6,2 Millionen km² Fläche einen Anteil von 36,4 % an der Gesamtfläche des Landes und ist der größte der acht Föderationskreise Russlands.
Der Ferne Osten ist gebirgiger als der Rest des asiatischen Russlands. Der Pobeda im Tscherskigebirge erreicht 3000 Meter. Das Stanowoigebirge erreicht Höhen von 2255 Metern. Der Sichote-Alin nördlich von Wladiwostok, Heimat von mehreren hundert Sibirischen Tigern, erreicht Höhen von über 1700 Meter. Die Giganten der Region sind aber die Vulkane Kamtschatkas. Von diesen sind etwa 20 noch aktiv. Der Kljutschewskaja Sopka erreicht eine Höhe von 4688 Metern. Die Lena, die einen großen Teil Jakutiens entwässert, ist der drittlängste Fluss Russlands, gefolgt vom Amur, dem viertlängsten Fluss, der gleichzeitig die Grenze zu China bildet.
Klima
Das Klima im Fernen Osten schwankt von kontinental bis gemäßigt. Hier befindet sich der Kältepol der nördlichen Halbkugel (in der Siedlung Ojmjakon). Die niedrigste jemals gemessene Temperatur wurde auf dem Territorium des Fernen Ostens mit 71 °C unter dem Gefrierpunkt gemessen. Die kalten Winter im Fernen Osten sind trocken und sonnenreich.
Aufgrund der Trockenheit der Luft lassen sich auch strenge Fröste leichter ertragen. Insbesondere in der Republik Sascha bleiben während des sieben Monate dauernden Winters die Flüsse gefroren. Auch die Küste am Arktischen Ozean friert in dieser Zeit zu.
Die Region Primorje – die Region unmittelbar an der Pazifikküste – ist in ähnlichen Breiten gelegen wie Sotschi an der russischen Schwarzmeerküste, und die Sonne scheint hier 180-200 Tage im Jahr.
Flora und Fauna
Das Gebiet des Fernen Ostens ist zu 46 Prozent bewaldet. Davon sind weite Teile im Norden mit borealem Nadelwald bedeckt. Der hohe Norden gehört zur Klimazone der Tundra mit niedrigen Sträuchern, Flechten und Moos.
Der Erdboden ist dort über weite Strecken dauernd gefroren (Permafrostboden). Dies macht die Besiedlung und Baukonstruktion sehr aufwendig. Ein Quadratmeter Wohnfläche auf der Tschuktschen-Halbinsel ist etwa zehnmal aufwendiger zu errichten als in Wladiwostok, das in der gemäßigten Klimazone liegt. Im nördlichen Bereich des Fernen Ostens ist Ackerbau nur in sehr wenigen geschützten Gegenden möglich, die landwirtschaftliche Nutzung beschränkt sich sonst im Allgemeinen auf Holzwirtschaft.
Es gibt 2,7 Millionen Hektar landwirtschaftliche Anbaufläche auf dem Territorium des Kreises. Dies sind zwei Prozent Anteil an der Gesamtfläche des Föderationskreises. Das Farmland ist um den Chankasee und den Amur konzentriert. Im Süden der Region Primorje sind die Berge mit besonderen Wäldern, einer Mischung aus Nadelbäumen und breitblättrigen Laubbäumen, der sogenannten Ussuri-Taiga, bedeckt.
Geschichte
Im Zuge der russischen Eroberung Sibiriens seit dem Ende des 16. Jahrhunderts näherten sich russische Kolonisatoren schrittweise entlang der sibirischen Flüsse dem Pazifik. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts kontrollierte das Russische Zarenreich einen etwa 300 Kilometer breiten Küstenstreifen am Pazifik. Im 18. Jahrhundert annektierte Russland Kamtschatka und die Anadyr-Halbinsel im Nord-Osten des asiatischen Kontinents. Während die russische Expansion im Norden nahezu unbehelligt und ohne Widerstand der wenigen Ureinwohner vollzogen wurde, stieß sie an den südlichen Grenzen des russischen Fernen Ostens auf größere Schwierigkeiten. Im 17. Jahrhundert kamen sich Russen und Chinesen im heutigen Gebiet Amur und der Region Primorje erstmals in die Quere. Die chinesische Qing-Dynastie expandierte nordwärts und behielt fürs Erste die Oberhand und versperrte den Russen den weiteren Weg zum Pazifik. 1689 wurde der Vertrag von Nertschinsk zwischen beiden Mächten geschlossen. Dieser beendete die Grenzkonflikte und legte die Grenze entlang des Stanowoigebirges fest.
Mit dem Niedergang der chinesischen Macht im 19. Jahrhundert erhielt Russland erneut die Möglichkeit zu einer weiteren Expansion. 1858 wurde die Grenze weiter südlich entlang des Amur vorverlegt und 1859 wurde auch das Gebiet bis zum Pazifik von China abgetreten.
Sachalin und die Kurilen befanden sich von 1854 bis 1875 unter gemeinsamer russisch-japanischer Verwaltung. Beide Mächte einigten sich 1875 auf eine Aufteilung ihres gemeinsamen Besitzes. Während die Kurilen an Japan gingen, erhielt Russland Sachalin. Von 1860 an war das aufstrebende Japanische Kaiserreich die Hauptherausforderung für die russische Expansion im Fernen Osten. Das russische Engagement in der Mandschurei, das mit dem Japanischen Kaiserreich bezüglich der Hegemonie über Korea kollidierte, löste den Russisch-Japanischen Krieg von Februar 1904 bis Herbst 1905 aus. Das Russische Kaiserreich verlor den Krieg und musste einige Gebiete, wie die Südhälfte der Insel Sachalin abtreten.
Die Fernöstliche Republik wurde nach der kommunistischen Oktoberrevolution und der bolschewistischen Machtergreifung im ganzen Land am 6. April 1920 gegründet, um als Pufferstaat einen direkten Krieg zwischen Sowjetrussland und Japan aufzufangen, da 70.000 Japaner zusammen mit 10.000 US-amerikanischen Soldaten im Rahmen der Sibirischen Intervention antikommunistische Truppen der „weißen“ Russen unterstützten. Japan selbst hielt Wladiwostok und Teile der Pazifikküste besetzt, seit 1918 auch angrenzende chinesische Gebiete, und gründete die Küstenrepublik. Erst 1922 wurden diese Republiken wieder an die Sowjetunion angeschlossen.
Im Zuge der Operation Auguststurm eroberte die Rote Armee im August und September 1945 den südlichen Teil Sachalins und die Kurilen. Japan behält sich bis heute den Anspruch auf den Besitz der südlichsten vier Inseln vor.
Dem Fernen Osten kam im Kalten Krieg eine große strategische Bedeutung zu. Die Hauptstützpunkte der Pazifikflotte Russlands, die unter anderem der nuklearen Abschreckung gegenüber den USA diente, liegen noch heute in Wladiwostok und in Petropawlowsk-Kamtschatski auf der Halbinsel Kamtschatka. Von hier aus könnten die atomgetriebenen und mit Kernwaffen bestückten U-Boote binnen weniger Tage die Westküste Nordamerikas erreichen.
Im Zuge der Transformationsperiode nach 1991 verlor der Ferne Osten über eine Million Einwohner, während ganze Industriebranchen verloren gingen. Die im 7000 Kilometer entfernten Moskau sitzende russische Regierung hatte sich erstmals 2006 besorgt über die Abgeschiedenheit und Rückständigkeit des russischen Fernen Ostens gezeigt. 2013 verabschiedete die Zentralregierung ein Programm zur Entwicklung des Fernen Ostens. Es sieht bis 2025 Ausgaben in Höhe von 321 Milliarden US-Dollar vor. Ziele sind die Umgestaltung des Fernen Ostens in eine wettbewerbsfähige Region mit einer vielgestaltigen Wirtschaft sowie die Verbesserung der sozialen und demographischen Situation auf dem Territorium der Region. Diese Maßnahmen werden in Russland als der Beginn eines Wiederbelebungsprozesses betrachtet.
Bevölkerung
Der Ferne Osten gehörte traditionell zu den am wenigsten besiedelten Teilen Russlands. Die Bevölkerungszahl der Fernen Ostens erreichte 1990 mit etwas über acht Millionen ihren Höhepunkt. Das war die Folge massiver (und nicht immer freiwilliger) Umsiedlungsmaßnahmen, die seit Mitte des 19. Jahrhunderts durchgeführt worden waren.
Die Republik ist das einzige Föderationssubjekt im Föderationskreis Fernost, in denen ethnische Russen nicht die dominierende Volksgruppe darstellen. Zur indigenen Bevölkerung gehört vor allem die Kategorie der sogenannten „kleinen Völker“. Eine Ausnahme bilden die Jakuten, eine recht zahlenstarke Ethnie, die vorwiegend (zu 97 Prozent) in der Republik Sacha (Jakutien) leben und dort die Hälfte der Gesamtbevölkerung ausmachen. Viele traditionelle Völker (z. B. Korjaken, Niwchen) sind Nachkommen von Fischern und Jägern.
Der Anfang der 1990er Jahre erfolgte wirtschaftliche und politische Wandel in Staat und Gesellschaft hatte negative Folgen auf die demographische Lage der Region. Vor allem die nördlichen Regionen erlebten einen wahren Exodus nach Zusammenbruch der Sowjetunion. Während im Süden die Landwirtschaft, der Transport und der Handel die Krise der Industrie zumindest teilweise auffangen konnten, blieb den Menschen im Norden oft nur der Wegzug. So verlor der dünn besiedelte Autonome Kreis der Tschuktschen bis 2004 zwei Drittel seiner Einwohner, das Gebiet Magadan über die Hälfte. Ganze Siedlungen gingen verloren. Diejenigen, die wegzogen, waren überwiegend ethnische Russen oder Ukrainer, die erst während der Sowjetzeit in den Osten gekommen waren.
Die Bevölkerungszahl des Föderalkreises Ferner Osten betrug zum 1. Januar 2014 6,227 Millionen oder 4,34 % der Gesamtbevölkerung Russlands. Der Kreis hat die geringste Bevölkerungsdichte der Föderationskreise. 76 Prozent der Bevölkerung leben in urbanen Zentren. Die drei größten Städte des Föderationskreises sind (Stand 2014): Chabarowsk (607.216), Wladiwostok (603.244), Jakutsk (299.169)
Ungeachtet der geographischen Lage der Region neigen deren Bewohner kulturell Europa zu, und nicht Asien.