Innereurasische Grenze
Seit der Antike gilt der Kaukasus als Grenze zwischen Europa und Asien. Inzwischen wird gemäß Philipp Johann von Strahlenberg, insbesondere im deutschsprachigen Raum, überwiegend die etwa 300 km nördlich des Großen Kaukasus gelegene Kuma-Manytsch-Niederung als Grenze zwischen den Erdteilen betrachtet. Beide Festlegungen sind willkürlich und geographisch nicht zu fundieren.
Geologie
Der Kaukasus ist ein Faltengebirge mit einigen Vulkankegeln, das wie die Alpen im Tertiär aufgefaltet wurde. Es besteht u. a. aus Graniten und Gneisen und enthält Erdöl- und Erdgaslagerstätten, deren Reserven auf bis zu 200 Milliarden Barrel Erdöl geschätzt werden. (Zum Vergleich: Für Saudi-Arabien – das Land mit den weltweit größten Erdölvorkommen – werden 260 Milliarden Barrel geschätzt.) Die Lagerstätten werden in der Region um Maikop, um Grosny, um Baku und in jüngerer Zeit auch unter dem Kaspischen Meer abgebaut.
Geophysikalisch bildet der Kaukasus eine breite Zone der Verformung, die ein Teil des alpidischen Gebirgsgürtel, des Kollisionsgürtels der Kontinentalplatten von den Alpen bis zum Himalaya ist. Die Tektonik des Gebiets wird von einer Verschiebung der arabischen Platte um etwa 2,5 Zentimeter pro Jahr nach Norden gegen die Eurasische Platte bestimmt.
Ende des 20. Jahrhunderts ereigneten sich im Kaukasus deshalb verschiedene große Erdbeben mit Magnituden von 6,5 bis 7, die katastrophale Konsequenzen für die Bevölkerung und die Wirtschaft in der Region hatten. Beim Erdbeben von Spitak, Armenien, am 7. Dezember 1988 starben mehr als 25.000 Menschen, rund 20.000 wurden verletzt und etwa 515.000 wurden obdachlos.
Klima und Vegetation
Aufgrund der verschiedenen Höhenlagen und der Grenzlage zwischen dem subtropisch-humiden (feuchten) Klima um das Schwarze Meer und das südliche Kaspische Meer, dem eher ariden (trockenen) Steppen- und Wüstenklima Mittelasiens und zwischen dem subtropischen Klima und dem gemäßigt-kontinentalen (winterkalten) Klima nördlich und in höheren Lagen begegnen sich im Kaukasus sehr viele Klimazonen auf relativ engem Raum.
Der Gebirgskamm des Großen Kaukasus ist die Grenze zwischen der gemäßigten und der subtropischen Klimazone, das gemäßigt-kontinentale Klima setzt sich aber über Ostgeorgien ins Armenische Hochland und die Osttürkei fort.
Flora
Die unterschiedlichen physisch-geographischen und klimatischen Verhältnisse sowie die ausgeprägte Gliederung des Reliefs führt zu einem Reichtum an ökologischen Nischen. Im Bereich der oberen Waldgrenze findet man gewöhnliche Gebirgswiesenböden, Moorböden sowie Steppenlandschaften mit Schwarzerdeböden. Im Kaukasus sind 6350 Blütenpflanzen-Arten heimisch, davon sind 1600 endemische Arten.
Die Biodiversität des Kaukasus schwindet jedoch mit alarmierender Beschleunigung. Die Gebirgsregion ist aus Sicht des Naturschutzes eine der 25 gefährdetsten der Erde.
Fauna
Der Kaukasus beherbergt eine reichhaltige Tierwelt. Zu den großen Säugetieren zählen Marale (eine Unterart des Rothirsches), Wildschweine, Gämsen und zwei endemischen Steinbock-Arten. Ebenfalls wild heimisch sind noch Bär, Wolf, Schakal und Luchs.
Extrem selten ist der Kaukasische Leopard (Panthera pardus ciscaucasica).
In historischer Zeit lebten hier auch Asiatische Löwen und Kaspische Tiger, diese wurden jedoch nach dem Mittelalter ausgerottet. Der letzte Kaspische Tiger wurde 1922 nahe Tiflis geschossen. Eine Art der europäischen Wisente, der Kaukasus-Wisent, starb 1927 aus.
Das letzte Exemplar des Kaukasus-Elches wurde um 1810 getötet.
Der Kaukasus ist sehr artenreich an wirbellosen Tieren, beispielsweise sind hier bisher rund 1000 Spinnenarten nachgewiesen.
Bevölkerung
Im Kaukasus leben etwa 50 Völker, die als Kaukasusvölker bezeichnet werden und kaukasische, indogermanische sowie altaische Sprachen sprechen. Ethnografisch und sprachwissenschaftlich zählt die Kaukasusregion zu den interessantesten Gebieten der Welt und wird daher als spezielles Kulturareal abgegrenzt. Die Siedlungsgebiete sind dabei häufig nicht scharf voneinander getrennt, was z. T. Ursache von Spannungen und kriegerischen Konflikten ist (z. B. Bergkarabach).
Das Bild hat sich vor allem im 20. Jahrhundert erheblich gewandelt (Völkermord an den Armeniern unter osmanischer Herrschaft, Deportationen von Tschetschenen, Inguschen, Karatschaiern, Balkaren, Mescheten und anderen Ethnien in der Zeit des Stalinismus).
Die Bewohner sind zum Teil Muslime, zum Teil Christen (russisch-, georgisch- oder armenisch-orthodox). Die armenische Kirche und georgische Kirche zählen zu den ältesten christlichen Kirchen der Welt. Beide Kirchen haben eine entscheidende Rolle als Träger und Bewahrer der nationalen Identität der beiden Völker unter jahrhundertelanger Fremdherrschaft (unter den Osmanen, Persern, Russen) gehabt.
Siehe auch
Weblinks
Quellen
Bildernachweis