Begriffsgeschichte
Im Römischen Reich stand der lateinische Begriff occidens (occidens sol, „die untergehende Sonne“) für die westliche Himmelsrichtung. Der Begriff „Abendländer“ für „Okzident“ findet sich erstmals 1529 bei Kaspar Hedio. Martin Luther prägte in seiner Bibelübersetzung dafür den Ausdruck Abend.
In den lateinischen Sprachen werden die Begriffe Orient, orientalisch bzw. Okzident, okzidentalisch wie selbstverständlich verwendet. Im Französischen haben die Begriffe „occidental“ und „oriental“ die Bedeutung „westlich“ bzw. „östlich“. Im deutschsprachigen Raum wird der Begriff „Orient“ bzw. „orientalisch“ recht häufig verwendet, während man die Begriffe „Morgenland“, „morgenländisch“, „Abendland“, „abendländisch“ oder „Okzident“, „okzidentalisch“ sehr selten hört oder liest. Das mag daran liegen, dass diese Begriffe inhaltlich sehr unscharf sind und auch etwas altbacken oder gestelzt wirken.
Das Wort „sich orientieren“ bzw. „Orientierung“ sind Lehnwörter aus dem Französischen und enthalten den Begriff „Orient“ und bedeuten in erster Linie „sich ausrichten“, „sich zurechtfinden“, wörtlich „sich nach dem Orient ausrichten“. Mit „Orient“ ist der Osten bzw. die Richtung, wo die Sonne aufgeht, gemeint. Die Bezeichnung stammt aus der historischen Darstellung, bei der Karten oft mit Jerusalem oben ausgerichtet wurden. Jerusalem wurde dem Orient bzw. Osten gleichgesetzt. Eine Karte orientieren, hieß also, die Karte so zu drehen, dass der Osten oben war.
Gegenwart
Der Begriff Abendland wurde bis zur Auflösung des Gegensatzes Westeuropa–Warschauer Pakt in erster Linie geographisch verwandt. Nach der Katastrophe des Dritten Reiches haben sich vor allem um Aussöhnung bemühte Kreise der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit zur Betonung der gemeinsamen Wurzeln von Christentum und Judentum den Begriff des „christlich-jüdischen Abendlandes“ geprägt. Der Begriff wird aktuell verwendet, um eine eigene westliche kulturelle Identität vom Islam abzugrenzen
Quellen
Siehe auch