Unterschiedliche Riffformen
Ihre Form und Entstehung verdanken die unterschiedlichen Rifftypen sowohl geologischen Ereignissen, wie Kontinentalverschiebungen, Landabsenkungen als auch Schwankungen des Meeresspiegels und Temperaturveränderungen. Diese Faktoren prägen das Erscheinungsbild der Korallenriffe stärker, als Korallenarten, aus denen das Riff besteht. Alle auf der Erde vorkommenden Riffformationen lassen sich einem der folgenden vier Riffarten zuordnen.
Im Laufe der Zeit verändern Riffe sich, so dass aus einem ehemaligen Saumriff zunächst ein Barriereriff und später ein ring- oder hufeisenförmiges förmiges Atoll werden kann, wie durch Satellitenaufnahmen nachgewiesen werden konnte. Der gesamte Prozess in dem sich erst ein Saumriff ausbildet und dann langsam zum Atoll wird kann etwa 30 Millionen Jahre dauern.
Ein Saumriff erstreckt sich in direkter Küstennähe, entlang des Festlandes oder vor einer Insel und kann dabei mehrere Kilometer Länge erreichen. Ihre Breite beträgt meist unter 100 Meter, kann jedoch auch mehrere hundert Meter betragen. Wie weit ein Saumriff ins Meer hinein reicht, hängt sowohl von der Wasserqualität ab, als auch davon, wie steil der Meeresboden abfällt.
Saumriffe entstehen zunächst unmittelbar am Ufer auf Höhe der Niedrigwassergrenze und dehnen sich mit ihrem Wachstum immer mehr seewärts aus. Bis sich in der Nähe der Küste ein richtiges Saumriff ausgebildet hat, können bis zu 10 000 Jahre vergehen.
Die Oberfläche des Saumriffs bleibt dabei immer auf gleicher Höhe dicht unterhalb der Wasserlinie. Bei älteren Saumriffen, deren äußere Bereiche sich weit ins Meer hinausgeschoben haben, wird der innere Teil durch Erosion vertieft und bildet schließlich eine Lagune, die auch als Lagunensaumriff bezeichnet wird. Diese Formationen können über 100 Meter breit und einige Meter tief werden und treten parallel zur Küste auf.
Da die mit den Korallen in Symbiose lebenden Zooxanthellen ausreichend Licht benötigen, um zu überleben, bilden sich nur in flacheren Wasserbereichen lebensfähige Riffe aus.
Saumriffe sind der am weitesten verbreitete Rifftyp weltweit und im Roten Meer fast der einzige. Ebenfalls häufig ist diese Riffform in Südostasien, im Indischen Ozean und in der Karibik.
Barriereriffe
Anders als Saumriffe, deren Ursprung sich immer am Ufer des Festlandes befindet, bilden sich Barriereriffe meist im offenen Meer. Barriereriffe sind daher durch eine 30 bis 70 Meter tiefe Lagune von der Küste entfernt und ähneln dabei den späten Erscheinungsformen eines Lagunensaumriffs.
Ähnlich wie bei einem Atoll ist für die Entstehung eines Barriereriffs eine Senkung des Meeresbodens oder eine Hebung des Meeresspiegels Voraussetzung für die Riffentstehung. Die enormen Ausmaße dieser Riffform entstehen durch Veränderungen der Umweltbedingungen, wie der Veränderung des Meeresspiegels oder geologischer Veränderungen, wie der Absenkung des Bodens. Die Korallen reagieren mit Wachstum auf die neuen Bedingungen, die somit langsam zur Formung des Riffs beitragen. Durch das Zusammenspiel von geologischen Prozessen und Riffwachstums sind Barriereriffe deutlich seltener als Saumriffe.
Während das Riff durchaus über 100.000 Jahre wachsen kann, erodiert bei vulkanischen Inseln der Fels im Inselinnere. Das ehemalige Saumriff versinkt allmählich im Meer und wird zu einem Barriereriff.
Barriereriffe finden sich auch an den Küsten von Providencia, Mayotte, den Gambierinseln, an der Südostküste Kalimantans, an Teilen der Küste Sulawesis, Südostneuguineas und der Südküste des Louisiade-Archipels.
Das größte und bekannteste Barriereriff ist das Great Barrier Reef entlang der australischen Nordostküste. Weitere große Barriereriffe sind das Belize Barrier Reef und das Neukaledonische Barriereriff.
Plattformriffe
In ihrer Form ähneln Plattformriffe Atollen, müssen jedoch nicht in der Nähe des Festlandes liegen. Unabhängig von Küsten oder Inseln entstehen diese Riffe in flachen Wasserzonen, in der die Lichtverhältnisse die Ansiedlung von Korallen zulassen. Plattformriffe können sich dabei sogar mehrere hundert Kilometer von der Küste entfernt, auf dem Kontinentalschelf oder im offenen Ozean, bilden.
Plattformriffe wachsen, im Unterschied zu Saum- und Barrierriffen, die sich nur seewärts ausdehnen, nach allen Seiten. Sie können recht unterschiedliche Größen erreichen, von wenigen hundert Metern bis zu vielen Kilometern. Meist ist ihre Form oval bis stark langgezogen. Teile der Riffe können bis zur Oberfläche reichen und dort Sandbänke und kleine Inseln bilden, um die sich eigene Saumriffe bilden können. In der Mitte eines Plattformriffs kann sich eine Lagune befinden. Auch innerhalb von Atollen finden sich Plattformriffe. Hier werden sie Fleckriffe genannt und erreichen nur Durchmesser von wenigen dutzend Metern.
Erheben sich Plattformriffe auf einer länglichen Struktur, z. B. einem untergegangenen, ehemaligen Barrierriff, können sie in einer Reihe angeordnet sein. Dies ist z. B. an der Ostküste des Roten Meeres bei Dschidda der Fall. Bei sehr alten Plattformriffen kann der innere Teil so stark erodiert sein, dass sie ein Pseudoatoll bilden. Von echten Atollen sind sie nur durch genaue Untersuchungen und eventuell Bohrungen zu unterscheiden. Einige Plattformriffe der Lakkadiven haben durch Wind und Wasserströmung eine U-förmige Form.
Im südlichen Great Barrier Reef befinden sich einige Plattformriffe, die im Swain- und im Capricornia-Nationalpark auf dem Kontinentalschelf, etwa 100 bis 200 km von der Küste entfernt. Im Great Barrier Reef gibt es dabei Plattformriffe, die bis zu 15 Kilometer Durchmesser erreichen.
Einige Plattformriffe der nördlichen Maskarenen sind sogar mehrere tausend Kilometer vom Festland entfernt.
Atolle
Ein Atoll bezeichnet eine ring- oder hufeisenförmige Riffformation, die eine Lagune umschließt und dabei weder mit dem Festland noch mit anderen Inseln, verbunden ist.
Die bekannteste Theorie zur Atollbildung legte Charles Darwin bereits 1843 vor, nachdem er die Beobachtungen seiner Weltumseglung wissenschaftlich ausgewertet hatte. Darwins Theorie besagt, dass ein Atolle ihr Wachstum stets als Saumriff beginnen, welches die Küsten einer Insel umschließt.
Im Laufe der Jahrtausende wird die Insel durch Erosion abgetragen, oder versinkt entweder durch die Absenkung des darunter liegenden Bodens oder durch den Anstieg des Meeresspiegels. Während dieser Prozess abläuft, verbleibt das Saumriff durch anhaltendes Wachstum stets unmittelbar in der Nähe der Wasseroberfläche. Während die ursprüngliche Insel immer weiter im Meer versinkt, wächst die innere Lagune, zwischen Insel und Riff. Ragt schließlich nur noch die Spitze einer Insel aus der Mitte eines Korallenriff-Rings hervor, spricht man von einem Fast-Atoll. Ein vollständiges Atoll bedeutet, dass die Insel, an der sich das Riff gebildet hat, komplett unterhalb des Wasserspiegels liegt, während der Korallenring verbleibt.
Die Malediven sind aus 26 solcher Atolle aufgebaut.
Künstliche Korallenriffe
Seit einigen Jahren wird versucht künstliches Korallenriffe herzustellen. Ausgehend von der Beobachtung, dass im Meer versunkene große Objekte, wie Schiffe und Flugzeuge, innerhalb weniger Jahre besiedelt wurden, begann man künstliche Strukturen im Meer gezielt zu installieren. Dabei gab es große Fehlschläge, wie das Osborne-Riff aus Millionen alten Autoreifen, und Erfolge. So wurden z. B. Riffballs eingesetzt und Stahlkonstruktionen nach der Biorock-Technologie unter schwachen Gleichstrom gesetzt, um dort in kurzer Zeit Mineralien abscheiden zu können, die von Korallen-Polypen gerne besiedelt werden. Auch in der Meerwasseraquaristik beschäftigt man sich mit der künstlichen Nachbildung von Korallenriffen.
Bedeutung
Weltweit hängt der Lebensunterhalt von rund einer halben Milliarde Menschen zumindest teilweise von der Existenz von Korallenriffen ab. Zudem wird davon ausgegangen, dass ca. 30 Millionen Menschen, vor allem Bewohner von Atollen, vollständig auf solche Riffe angewiesen sind. Zudem schützen Korallen Strände vor Erosion und Sturmschäden. Von Touristen werden die Riffe ihrer Schönheit wegen geschätzt. Korallenriffe beheimaten außerdem eine Vielzahl mariner Lebewesen und sind für deren Existenz von großer Wichtigkeit.
Zukunft und Gefährdung
Die Zahl der Korallenriffe nimmt stark ab; bereits ein Fünftel sämtlicher Riffe sind verschwunden. Gründe dafür sind das Dynamitfischen und Zyanidfischen, die Überfischung allgemein, die industrielle Verschmutzung, Bauaktivitäten und auf Grund gelaufene Schiffe. Nach Angaben von Ozeanologen waren im April 2007 weltweit etwa 20 Prozent der Korallenriffe zerstört, weitere 50 Prozent ernsthaft gefährdet. In den folgenden Jahren kam es weltweit zu mehreren schweren Korallenbleichen; 2016 bleichten im Great Barrier Reef bei der bis dato schwersten jemals dokumentierten Bleiche rund 90 % der Riffe zumindest teilweise aus. Zwar ist eine Bleiche nicht gleichbedeutend mit einem automatischen Absterben aller Korallen. Durch die immer kürzere Abfolge von immer stärkeren Bleichen bleibt den Korallen inzwischen aber keine Zeit mehr, um sich von vorangegangenen Bleichen zu erholen, sodass die Zukunft von Korallenriffen als sehr fragwürdig gilt.
Bereits Mitte der 1990er Jahre sahen Korallenriffexperten bei einer Umfrage als die wichtigsten Bedrohungsfaktoren Sedimenteneinträge und Eutrophierung aufgrund von Land- und teilweise Forstwirtschaft und eine nicht nachhaltige Fischerei. Den größten negativen Effekt haben globale Erwärmung und damit einhergehend die Versauerung der Meere infolge der durch menschlichen Einfluss steigenden Kohlendioxidkonzentration in der Erdatmosphäre.
Um einen kleinen Teil der Korallen erhalten zu können, sind drastische Klimaschutzmaßnahmen notwendig; das politische Ziel, den Anstieg der Treibhausgase auf 2° Celsius zu limitieren schützt die Korallenriffe nicht ausreichend: Eine Korallenbleiche kann bereits bei 320 ppm CO2 in der Atmosphäre einsetzen. Die Versauerung des Meerwassers und weitere Stressoren haben bis 2008 19 Prozent der weltweiten Korallenriffe degradiert und weitere 35 Prozent waren nach dem Report von Wilkinson zu diesem Zeitpunkt ernsthaft bedroht.
Durch steigende Wassertemperaturen kommen Korallenbleichen weltweit häufig vor; ein weiterer Anstieg wird erwartet. Um weltweit mehr als 10 Prozent aller Korallenriffe zu erhalten, müsste die globale Erwärmung auf unter 1,5 Grad Erwärmung gegenüber vorindustriellen Zeiten begrenzt werden.
Siehe auch
Weblinks
Quellen
Bildernachweis