Geographie
Abgrenzung und Ausdehnung
Insgesamt erstreckt sich dieses Gebiet über mehr als 1,3 Millionen km² Landmasse und 2,5 Millionen km², die das Mittelmeer bedeckt. Als nördlichster Punkt gilt der Alpenfuß in Venetien, der westlichste Punkt ist das Cabo da Roca bei Lissabon. Im Osten und Süden markieren die Übergänge zur Syrischen Wüste bzw. zur Sahara die Grenzen, wobei die Grenzziehung im Süden willkürlich ist, denn dort reicht das Wüstenklima (z. B. bei Port Said im Norden des Sinai) unmittelbar bis an die Küste heran.
Der Mittelmeerraum teilt sich über die drei Kontinente Europa, Afrika und Asien auf. In Europa erstreckt er sich ganz oder teilweise – von West nach Ost – über Portugal, Spanien, Andorra, Frankreich, Monaco, Italien, San Marino, Vatikanstadt, Malta, Slowenien, Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Montenegro, Albanien, Griechenland und die europäische Türkei. Der asiatische Teil umfasst die kleinasiatische Türkei sowie Syrien, Libanon, Israel, die palästinensischen Autonomiegebiete und Jordanien sowie die Insel Zypern. In Afrika gehören – Ost nach West – die nördlichen Landesteile von Ägypten, Libyen, Tunesien, Algerien und Marokko zum Mittelmeerraum.
Gemeinhin wird der Mittelmeerraum durch die das Mittelmeer umgebenden Gebirgs- und Höhenzüge definiert: Pyrenäen, Alpen, Dinariden, Serbomazedonisches Massiv, Rhodopen, Taurus, Libanon, Westjordanisches Gebirge, Sinai, Libysche Wüstenplatte, Hammada al-Hamra (Tripolitanische Felswüste) und Atlas. Damit entspricht er weitgehend dem Einzugsbereich des Mittelmeeres (in den Unterläufen), vom Nilgebiet und einigen Flüssen wie der Rhone abgesehen.
Im engeren Sinne wird er durch das natürliche und potenzielle Verbreitungsgebiet des Olivenbaums eingegrenzt, man spricht daher auch von der Ölbaumgrenze. Diese Definition setzt den Mittelmeerraum mit der Verbreitung des Mittelmeerklima im Bereich Europa, Vorderasien und dem nördlichen Afrika gleich. Einige Küstenregionen des Mittelmeeres liegen bereits in benachbarten biogeographischen Klimaregionen. Andererseits gehören einige Gegenden mit mediterranem Klima, die zu weit vom Mittelmeer entfernt liegen, nicht zu der Großregion (beispielsweise Gebiete um das Schwarze Meer und die Höhenlagen des Zagros-Gebirges im Iran).
Die Staaten, deren Gebiete an diesem Raum teilhaben, werden Mittelmeerländer genannt. Die meisten der Mittelmeeranrainerstaaten im eigentlichen Sinne, z. B. Frankreich, die Türkei oder die Länder Nordafrikas, gehören nur zu einem kleinen Teil zum Mittelmeerraum. Portugal und Jordanien werden aus kulturellen und klimatischen Gründen der mediterranen Welt zugerechnet, obwohl sie überhaupt keine Küste zum Mittelmeer haben.
Klima
Der Mittelmeerraum ist fast ausschließlich vom nach ihm benannten Mittelmeerklima bestimmt, das sich aber auch in anderen Weltgegenden findet. Der Mittelmeerraum nimmt allein zwischen 50 und 60 % dieser Klimate ein.
Der mediterrane Klimatyp heißt auch Winterregenklima der Westseiten. Dieses Klima kommt hier dadurch zustande, dass sich die Region im Grenzgebiet zwischen der Kalmenzone der Subtropen (Rossbreiten) und der Westwinddrift der gemäßigten Breiten liegt, und gegen Norden – bis auf wenige Einfallsschneisen – gegen polare Kaltluft abgeschirmt ist, gegen Süden zur Sahara hin aber weitgehend offen.
Im Sommer bestimmt das Azorenhoch das Geschehen, indem es sich praktisch über den ganzen Mittelmeerraum ausbreitet. Windarmes, sonnenscheinreiches Wetter ist die Folge – vereinfacht gesagt wandert das Wüstenklima im Sommer nach Norden. Im Winter stellt sich ein umgekehrter Effekt ein: das Hoch verlagert sich meist nach Süden und lässt den Mittelmeerraum im Einflussbereich der über dem Atlantik gesättigten Westwinde zurück. Nur selten gerät das Mittelmeergebiet in den Einfluss polarer Kälteeinbrüche oder kontinentaler Winterhochs, die dann Schnee bis an die Südküsten bringen können.
Der Mittelmeerraum hat ein autochtones (nur hier vorkommendes) Aktionszentrum, die typische Zugbahn einer Zyklone, das Mittelmeertief: Diese Tiefs können aus dem atlantisch-westeuropäischen Raum von nordeuropäischen Hochs oder polaren Nordwinden nach Süden abgedrängt werden und daher nördlich oder südlich der Pyrenäen in den Mittelmeerraum ziehen, oder sich im westlichen Mittelmeer bilden. Dort können sie sich immer wieder mit Wasser anreichern, so dass sie in Folge reichlichen Regen bringen. Teils lösen sie sich über Italien und der Adria wieder auf, teils ziehen sie über den Balkan Richtung Schwarzes Meer oder in den östlichen Mittelmeerraum bis in den Nahen Osten, und selten Richtung Zentralosteuropa (Vb-Wetterlage). Mittelmeertiefs gibt es zu allen Jahreszeiten, gehäuft aber im Frühjahr und Herbst.
Charakteristisch für das Mittelmeerklima sind milde, regenreiche Winter und heiße, trockene Sommer. Das Verbreitungsgebiet des Olivenbaums fällt mit der 5°-Januarisotherme zusammen, das entsprechende Klima wird auch als Ölbaumklima bezeichnet: Diese Grenze heißt Ölbaumgrenze. Die höheren Lagen sind generell kühler (heißester Monat unter 22 °C) – hier wird von Erikenklima gesprochen. Unterschiede in den Klimaausprägungen bestehen aber nicht nur zwischen Tief- und Hochlagen, sondern auch zwischen nördlichem und südlichem, westlichem und östlichem Mittelmeerraum. Das weiteste Vordringen des Mittelmeerklimas nach Norden wird im Rhonetal beobachtet, wo die klimatypischen Ausprägungen bis etwa 45° nördlicher Breite beobachtet werden.
Im westlichen Mittelmeerraum fällt tendenziell höherer Niederschlag. Dies betrifft insbesondere die Westseiten der Landmassen, an denen sich winterliche Zyklonen abregnen können. So übersteigen die Niederschlagsmengen z. B. an der Ligurischen Küste (Genua) und in Nordportugal die 1000-mm-Marke, auch Rom, Algier und Gibraltar erhalten reichliche winterliche Regenmengen. Der östliche Mittelmeerraum ist dagegen deutlich kontinentaler geprägt – nur die Westseiten der Gebirge (Levanteküste, Montenegro, Westgriechenland) erreichen noch Niederschlagshöhen über 500 mm im Jahr, während die Ostseiten schnell sehr trocken werden können.
Zudem sind die nördlichen Regionen grundsätzlich kühler und feuchter als die südlichen. Auch die Länge der sommerlichen Trockenheit nimmt von Nord nach Süd und von West nach Ost zu. Sind in Avignon beispielsweise nur etwa 45 Tage im Jahr arid, steigt dieser Wert in Jerusalem auf fast 200 Tage an.
Bezeichnend für mediterranes Klima sind starke Variabilitäten in Niederschlag und Temperatur. So können insbesondere im kontinentalen Ostteil späte Wintereinbrüche mit Schneefall noch im März auftreten, andererseits sind Hitzeperioden von deutlich über 40 °C und lange Dürren keine Seltenheit. Die winterlichen Regen können sintflutartige Ausmaße annehmen und erreichen teilweise an einem einzigen Tag das Mehrfache eines ganzen Monatsdurchschnitts. Überschwemmungen und verstärkte Erosion sind die Folgen. Katastrophal für die Landwirtschaft kann das Aufeinanderfolgen mehrerer nasser oder trockener Jahre sein.
Im Südteil des Mittelmeeres erfolgt bereits der Übergang zu Steppen- und sogar Wüstenklima. Das Steppenklima beginnt unterhalb von 300 mm Jahresniederschlag und betrifft weite Teile der libyschen und ägyptischen Küste, aber auch einige kleinräumige Regionen in Spanien: Im Windschatten des zentralspanischen Hochlandes (der Meseta) und der angrenzenden Gebirge erhält das Cabo de Gata bei Almería beispielsweise nur noch etwa 200 mm. Gaza muss mit 130 mm auskommen. Im äußersten Süden reicht die Wüste bis an die Küste heran.
Der Raum um die Obere Adria wird bereits in die gemäßigte Zone gerechnet. In der Po-Ebene, in Venetien und an der slowenischen Küste tritt keine geschlossene Trockenperiode mehr auf, obwohl die Temperaturen auch dort mild ausfallen.
Siehe auch
Weblinks
Quellen
Bildernachweis