LEXAS

Skip Navigation LinksStartseite > Gewässer > Seen > Baikalsee

Responsive Ad

Baikalsee

Panoramafoto Baikalsee

Der Baikalsee (russisch о́зеро Байка́л osero Baikal; von burjatisch Байгал Bajgal; im Deutschen wie im Russischen oft nur Baikal genannt) ist ein See in Sibirien, Russland (Asien). Er ist mit 1642 Metern der tiefste und mit mehr als 25 Millionen Jahren der älteste Süßwassersee der Erde. Sein Abfluss, die Angara, fließt über den Jenissei in die Karasee des Polarmeeres.

Geographie

Geographische Dimensionen

Der Baikalsee ist mit 1642 m der tiefste See der Erde. Seine auf 455,5 m Höhe über dem Meeresspiegel gelegene Wasseroberfläche ist 31.722 km² groß. Der See besitzt eine Uferlänge von rund 2125 km, ist vom Südwesten zum Nordosten 673 km lang (Mittellinie des Baikals) und maximal 82 km breit. Seine durchschnittliche Breite beträgt 48 km.

Vergleich mit den Großen Seen Nordamerikas

Die Großen Seen Nordamerikas (Eriesee, Huronsee, Michigansee, Oberer See und Ontariosee) erreichen zusammen ein Wasservolumen von etwa 22.680 km³, was knapp dem des Baikalsees entspricht, und enthalten somit das zweite Fünftel aller flüssigen Süßwasserreserven der Erde. Hingegen ist die Oberfläche der Großen Seen mit insgesamt etwa 244.300 km² über siebeneinhalbmal so groß wie die des Baikalsees.

Vergleich mit Kaspischem Meer

Das Kaspische Meer, das mit 386.400 km² Wasserfläche und 78.700 km³ Volumen als größter See der Erde gilt, ist in diesen beiden Dimensionen jeweils mehrfach größer als der Baikalsee. Jedoch ist das Wasser des Kaspischen Meeres gegenüber jenem des Baikalsees kein reines Süßwasser, auch wenn der Salzgehalt geringer ist als in den Ozeanen.

Inselwelt

Innerhalb des Baikalsees befinden sich 22 größere Inseln und an seinem Ufer zahlreiche Eilande und aus dem Wasser ragende Felsen.

Seine größte Insel ist Olchon (Ol'chon; nahe dem Westufer; 730 km² groß und 72 km lang), deren Berge bis 1276 m hoch sind (821 m über dem Spiegel des Sees). Die größte Halbinsel des Sees ist Swjatoi Nos am Ostufer (wörtlich „Heilige Nase“, wobei Nos im Russischen häufig für Landspitzen oder Kaps steht), deren Berge bis 1636 m hoch aufragen (1181 m über den Spiegel des Sees) und der etwa in der Seemitte die Uschkanji-Inseln vorgelagert sind. Die aus Schwemmsand bestehende und von Zerstörung bedrohte Insel Jarki am Nordende des Gewässers trennt das Delta der Flüsse Kitschera und Obere Angara vom Rest des Sees ab.

Hydrologie

Der Baikal bildet das größte Reservoir flüssigen Süßwassers der Erde mit einem Fünftel der flüssigen Süßwasserreserven. Der See hat ein Volumen von 23.615,39 km³, welches damit größer ist als das der Ostsee und etwa dem 480-fachen Wasserinhalt des Bodensees entspricht.

Gespeist wird der Baikalsee von 336 Flüssen und unzähligen Bächen. Die größten Flüsse sind die Obere Angara, die Selenga und der Bargusin. Die Angara ist der Abfluss des Sees und einer der großen Flüsse Sibiriens.

Im April 2015 lag die Wasseroberfläche des Sees mit 455,89 m über dem Meeresspiegel nur geringfügig höher als beim bisher festgestellten Rekordtief von 455,30 m, gemessen im April 1982. Nach Angaben des russischen Ministeriums für Zivilverteidigung lag das Niveau des Wasserzustroms im Sommer und Herbst 2014 bei nur 67 % des Normwertes.

Die Mongolei will am Baikal-Zufluss Selenga acht Kraftwerke errichten.

Baikal-Graben

Der Baikalsee ist Teil eines kontinentalen Grabenbruchs. Der sogenannte Baikal-Graben, der sich seit Jahrmillionen von einer Schwächungszone zu einem Grabenbruch entwickelt hat, erweitert und vertieft sich nach wie vor um jeweils etwa 2 cm pro Jahr.

Weil hier die eurasische und die amurische Platte auseinanderdriften, entstehen Risse in der Erdkruste; bedingt wird dies durch die Kollision der weit südlich vorgelagerten Indischen Platte, die wie ein Keil die zuvor genannten Platten auseinanderdrückt. Die Zone des Baikal-Grabens, welche die größte Schwächung aufweist, liegt im Bereich des Baikalsees.

Der Riss, in dem der See liegt, ist etwa 1600 km lang, fast 6 km tief und mit Sedimenten aufgefüllt. Daher reicht der Baikalsee „nur“ bis in 1642 m Tiefe. Damit befindet sich im tiefsten See der Erde auch deren tiefste Kryptodepression.

Eine Vielzahl von Thermalquellen und gesteigerte seismische Aktivität deuten darauf hin, dass die Erdkruste in dieser Region sehr aktiv ist.

 
Lagekarte Baikalsee
Geographische Lage: 53° N, 108° O
 
Detailkarte des Baikalsees
[ Vergrössern ]
 
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/9/97/Ice_Melting_on_Lake_Baikal_-_NASA_Earth_Observatory.jpg/480px-Ice_Melting_on_Lake_Baikal_-_NASA_Earth_Observatory.jpg
[ Vergrössern ]
 
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/c/ce/Baikal-S1999276045323.png/320px-Baikal-S1999276045323.png
[ Vergrössern ]

Klima

Rund um den Baikalsee herrscht ein kontinentales, relativ mildes Nadelwaldklima. Es gibt jährlich etwa 2000 Sonnenstunden, wobei der Dezember mit 77 der sonnenärmste und der Juni mit 275 Sonnenstunden der sonnenreichste Monat ist. Es gibt jährlich etwa 450 mm Niederschlag, wobei im Februar 9 mm Niederschlag fallen und im Juli 120 mm.

Die Winter (November bis März) sind mit Durchschnittstemperaturen um −20 °C trocken-kalt, es herrscht von Anfang November bis Ende März Dauerfrost. In den Bergen rund um den See liegt von Mitte September bis Ende Juni Schnee, in den Tälern von Mitte November bis Anfang April. Die Temperaturen können bis auf etwa −50 °C fallen.

Der Frühling (April/Mai) und der Herbst (September/Oktober) sind mit jeweils nur zwei Monaten sehr kurz. Nachtfröste kann es bis in den Juni hinein geben und dann bereits wieder ab Ende August.

Die Sommer (Juni bis August) sind mit Durchschnittswerten um 15 °C und Tagestemperaturen häufig über 20 °C relativ warm. In dieser Zeit fällt auch der meiste Regen.

Wegen der enormen Wassermenge des Sees steigt die Wassertemperatur selbst im Juli und August kaum über 10 °C. Etwa von Mitte November bis Anfang Mai ist er meist komplett zugefroren.

Flora und Fauna

Der Baikalsee und seine Umwelt weisen eine einzigartige Flora und Fauna auf: Etwa zwei Drittel der rund 1500 Tier- und 1000 Pflanzenarten sind endemisch, kommen also ausschließlich hier vor. Da der See stetig tiefer wird, hatten die Tiere viel Zeit zur Anpassung, wodurch auch in 1,6 km Tiefe ein hoher Artenreichtum anzutreffen ist.

Hier lebt die einzige nur im Süßwasser vorkommende Robbenart, die Nerpa oder Baikalrobbe. Der Omul, eine Maränenart, und die Golomjanki, die am tiefsten vorkommenden Süßwasserfische der Erde, kommen ebenfalls hier vor. Möglich wird dies unter anderem auch durch die niedrige Wassertemperatur des Sees, die an der Oberfläche im Jahresmittel nur etwa 7 °C beträgt. In kaltem Wasser kann mehr Sauerstoff gelöst werden. Die Temperatur des Wassers erhöhte sich allerdings zwischen 1977 und 2017 um 2 Grad. Wegen der Halbierung des Bestandes des Omul wurde dessen Fang im Oktober 2017 verboten. Insgesamt gibt es im Baikalsee mindestens 64 Fischarten, vor allem aus der Familie der Groppen, aber auch Karpfenfische, Lachsartige und andere. Die meisten Groppenarten sind endemisch.

Das Wasser des Baikalsees wird ständig auf natürliche Weise geklärt, so dass es sehr sauber ist. Für seine Sauberhaltung sorgen winzige Flohkrebse (230 Arten, die 90 % der Biomasse des Sees ausmachen). Besonders hervorzuheben ist ein winziger Krebs, der Baikal-Epischura (Epischura baikalensis), der die kleinsten Algen und Bakterien vertilgt. Dieser Krebs ist nur eineinhalb Millimeter lang. Ein anderer, etwas größerer Flohkrebs, der von den ansässigen Einwohnern Jur genannt wird (Macrohectopus branickii), kann tote Fische, ertrunkene Insekten und sogar Landwirbeltiere vertilgen.

Im umliegenden 20.000 km² großen Nationalpark findet man unter anderem Luchse, Bären, Hirsche und Wölfe.

Industrie

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Industrialisierung in der Umgebung des Sees vorangetrieben, was vor allem durch die Transsibirische Eisenbahn und die Baikal-Amur-Magistrale ermöglicht wurde. Dazu baute man Papier- und Zellstofffabriken bei Baikalsk (1966) und Selenginsk. Man begann zudem damit, den See exzessiv zu befischen. Durch die zunehmende Industrialisierung wuchsen auch die Städte am Seeufer, insbesondere Baikalsk. Die Abwässer der Stadt und der Industrie werden ungereinigt in den Baikalsee geleitet. Beides trägt erheblich zu einer Belastung der dortigen Umwelt bei, also des Seewassers wie auch der Böden und der Luft.

Das Landschaftsbild am Baikalsee wird bedroht durch die Nutzung von Wäldern in Form von Kahlhieben, die das Erscheinungsbild in der Nähe des Sees stark verändern. Das Ufer wird zunehmend mit Datschas reicher Russen bebaut, oft unter der Umgehung von nationalen oder regionalen Gesetzen zum Natur- und Landschaftsschutz.

Naturschutz

Um der Zerstörung der Landschaft und der Natur der Baikalregion entgegenzuwirken, wurden vielerorts Naturschutzgebiete und teils auch Nationalparks eingerichtet. Am mittleren Westufer des Baikalsees befindet sich das Baikal-Lena-Naturreservat, am gegenüber liegenden breitet sich das Bargusin-Naturreservat aus, an welches sich südlich der Transbaikal-Nationalpark anschließt. Am Südende des Sees wurde das Baikal-Naturreservat eingerichtet. Von der am Westufer gelegenen Insel Olchon bis wenige Kilometer vor das Südende des Sees breitet sich der Cisbaikal-Nationalpark aus. Außerdem ist der Baikalsee gänzlich von einer Küstenschutzzone umgeben.

Im Jahr 1996 wurde die riesige Baikalregion von der UNESCO in die Liste des Welterbes als Weltnaturerbe aufgenommen. Auf der 730 Quadratkilometer großen Insel Olchon beaufsichtigte im Jahr 2017 ein einziger Nationalparkranger die Einhaltung der Nationalparkregeln, trotz einer Vervielfachung der Besucher seit 2006.

Tourismus und Sport

Das Dorf Listwjanka ist für den Tourismus mit Restaurants, Hotels sowie Verkehrswegen erschlossen. Aufgrund der hohen Belastung durch Besucher der nahen Großstadt Irkutsk gilt der See in der Uferzone um Listwjanka als ökologisch tot.

Ein um den Baikalsee führender Fernwanderweg, der Great Baikal Trail, ist seit 2003 durch Einsatz von Freiwilligen aus der ganzen Welt am Entstehen; auch im Sommer 2018 werden weitere Bauetappen verwirklicht. 2009 wurde der Fernwanderweg Frolikha Adventure Coastline Track (F.A.C.T.) am Nordostufer des Sees ausgewiesen.

Wegen seiner niedrigen Wassertemperaturen ist der See nur an wenigen flachen Stellen badetauglich.

Auf der Grundlage des Gesetzes aus dem Jahre 2005 zur Errichtung von Sonderwirtschaftszonen in Russland sind auch touristische Sonderwirtschaftszonen im Aufbau, von denen zwei am Baikalsee entstehen: Die eine Zone entsteht im Irkutsker Gebiet am Westufer beim Dorf Bolschoje Goloustnoje, nördlich von Listwjanka. Die Konzeption wurde im April 2009 bestätigt. Die zweite Zone ist seit 2007 in Burjatien am Ostufer in der Region zwischen den Dörfern Turka und Peski unmittelbar gegenüber der Insel Olchon im Aufbau.

Jedes Jahr im März findet der Baikal-Marathon statt, bei dem über den zugefrorenen See gelaufen wird.


Siehe auch

Weblinks

Quellen

Bildernachweis