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Nunavut

Bannerfoto Iqaluit outskirts and Frobisher Bay

Nunavut (in der Silbenschrift der Inuit: ᓄᓇᕗᑦ, wörtlich ‚Unser Land‘, eigentlich ‚Unser Heimatland‘) ist ein Territorium im Norden Kanadas mit besonderen Rechten für die dort lebenden Inuit. Es grenzt im Westen an die Nordwest-Territorien, im Osten an Grönland und im Süden an die Provinzen Manitoba, Ontario und Québec. Hauptstadt ist Iqaluit (früherer Name Frobisher Bay) auf der größten kanadischen Insel, der Baffininsel.

ᓄᓇᕗᑦ ᓴᙱᓂᕗᑦ
"Nunavut Sannginivut"
"Our land, our strength"
"Notre terre, notre force"

Basisdaten der Kanadischen Provinzen und Territorien

Nunavut
Nunavut
 (engl.)
Nunavut  (franz.)
Kategorie: Territorium
Beitritt: April 1, 1999

  Flaggenlink Wappenlink
      [ Flaggeninfo ] [ Wappeninfo ]
Fläche2,093,190 km²
Land1,936,113 km²
Wasser157,077 km²
Bevölkerung31,906 (2012)
Bevölkerungsdichte0.02 Einw. pro km²
Arealitätsziffer60.68 m² /Einwohner
HauptstadtIqaluit
Größte StadtIqaluit
SprachenInuinnaqtun, Inuktitut, Englisch, French
Parlamentssitze1
Senatssitze1
Postalische AbkürzungNU
ISO-Code 3166-2CA-NU
Zeitzone 
Websitehttps://www.gov.nu.ca/
 Wikipedia Eintrag

Lagekarte
Flaggenlink

Das Territorium Nunavut umfasst Teile des kanadischen Festlandes, die meisten der arktischen Inseln Kanadas und alle Inseln der Hudson Bay, der James Bay und der Ungava Bay, die vormals zu den Nordwest-Territorien gehörten. Es erstreckt sich über rund zwei Millionen Quadratkilometer und bedeckt somit etwa ein Fünftel des Gebiets von Kanada. Auf dem Festland grenzt Nunavut im Süden an die Provinz Manitoba und im Westen an die Nordwest-Territorien. Am Vierländereck Four Corners grenzt das Territorium außerdem an die Provinz Saskatchewan. Auch die Hudson Bay ist südliches Grenzgebiet – zu den Provinzen Manitoba, Ontario und Québec. Im Nordwesten verläuft zudem eine Grenze zwischen Nunavut und den Nordwest-Territorien auf den vier Inseln Victoria Island, Melville Island, King Island und Borden Island. Im Süden, auf Killiniq Island an der Nordspitze der Labrador-Halbinsel, besitzt Nunavut außerdem eine Grenze von nur etwa zehn Kilometern Länge zur Provinz Neufundland und Labrador.

Im Osten der zu Nunavut zählenden Baffininsel, Devon-Insel und Ellesmere-Insel verläuft die kanadische Staatsgrenze gegenüber Grönland in der Davisstraße, der Baffin Bay und der Nares-Straße. Die Hans-Insel wird sowohl von Grönland als auch Kanada beansprucht und wird mittlerweile als Kondominium verwaltet.

Größere Teile von Nunavut sind als Nationalparks ausgewiesen. Nunavut umfasst etwas über zwei Millionen Quadratkilometer, etwa 20 % der Fläche Kanadas, und ist damit etwa sechsmal so groß wie Deutschland.

Klimatische Verhältnisse

Die Niederschlagsmengen sind außerordentlich gering. In der Hohen Arktis, also nördlich des Polarkreises, fallen im Jahr nur 200 mm oder weniger Niederschlag, weshalb man diese Region als „Polarwüste“ bezeichnet. In den übrigen Teilen Nunavuts und der Nordwest-Territorien werden 400 mm kaum überschritten, nur die Gegend um Iqaluit auf der Baffin-Insel erreicht 600 mm im Jahr. In der Region Kivalliq werden im Winter gegen 75 cm, in Teilen der Baffininsel jedoch bis zu 200 cm Schneehöhe gemessen.

Trotz der geringen Niederschlagsmengen befinden sich auf dem Gebiet von Nunavut und der Nordwest-Territorien rund neun Prozent der Süßwasservorräte der Erde.

Während der langen Polarnacht bilden sich in der arktischen Region extrem niedrige Temperaturen aus, nicht selten um −50 °C. Die durchschnittlichen Januartemperaturen liegen in Nunavut und den Nordwest-Territorien unter −20 °C.

In der Übergangszeit von April bis Mitte Juni nimmt zwar die Sonneneinstrahlung zu, doch werden über 50 %, ja bis zu 80 % der Strahlen vom Schnee reflektiert und gehen der Umsetzung in Wärme verloren. Erst nach der Schneeschmelze oder der Kälteverdunstung des Schnees erhöht sich die Wärmeaufnahmefähigkeit des Bodens; in der kurzen Sommerperiode von Mitte Juni bis August erreichen so die Bodentemperaturen den positiven Bereich. Durchschnittliche Julitemperaturen von +10 °C werden allerdings nur im Südteil Nunavuts und der Nordwest-Territorien überschritten.

Für alles Leben ist besonders schwer erträglich, dass häufig starke Winde zu den hohen Kältegraden hinzukommen. Dadurch wird die Körperwärme bei Mensch und Tier viel rascher abgeleitet. Man bezeichnet diese durch Wind verursachte, einer viel tieferen als der gemessenen Temperatur entsprechende Kältewirkung als „Windchill“: −12 °C und eine Windgeschwindigkeit von 40 km/h wirken sich beispielsweise wie eine Temperatur von −34 °C aus und können daher zu schwersten Erfrierungen führen.

Allgemein wird der Windchillfaktor mit Hilfe von Erfahrungswert-Tabellen ermittelt. Während acht Monaten im Jahr herrscht in der Arktis Kaltluft aus dem Nordmeer vor, doch ist auch in den übrigen Monaten überall mit plötzlichem Temperatursturz und zusätzlich auftretenden auskühlenden Winden zu rechnen.

Flora

Arktisches Klima, also nur drei Monate währende Sommer mit verhältnismäßig niedrigen Temperaturen und lange Winter mit extremer Kälte und scharfen Winden, dazu ziemliche Trockenheit und Permafrost wirkten sich negativ auf die Entwicklung des Bodens aus. Mineralböden entstanden fast nur an wasserdurchlässigen Abhängen – sog. arktische Braunerden mit geringer Humusschicht. Auf den Ebenen hat sich dagegen vorwiegend flachgründiger Tundraboden über gefrorenem Untergrund gebildet, auf dem sich im Sommer die Nässe staut und zur Ausbildung von Morast beiträgt. Auch tritt auf weiten Flächen felsiger Untergrund hervor oder bleibt ewiges Eis bestehen.

Unter solchen Bedingungen konnte sich nur verhältnismäßig artenarme Vegetation entwickeln. Die Region westlich der Hudson Bay wird deshalb als „Barrenlands“, unfruchtbares Ödland bezeichnet. Die extreme Kälte verlangsamt Wachstum und Verwesung; bestimmte arktische Flechten vergrößern ihren Durchmesser pro Jahrhundert nur um etwa einen halben Zentimeter, und auch die zur Verwesung notwendigen Bakterien sind in der trockenen Kälte nur sehr eingeschränkt aktiv.

Die Vegetationsdichte und -vielfalt nimmt von Süden nach Norden ab. Sind auf dem südlichen Festland noch bunt blühende Pflanzengesellschaften, vor allem aus Gräsern, Schmetterlingsblütlern, Steinbrechgewächsen, zwergwüchsigen Weidengewächsen und Heidekrautgewächsen, zu finden, so gibt es auf der Baffin-Insel und den übrigen nördlichen Inseln nur wenige für höheren Pflanzenwuchs günstige Standorte; Flechten und Moose überwiegen. An südwärts ausgerichteten Hanglagen mit Mineralböden und zeitiger Schneeschmelze wachsen u. a. Löwenzahn, verschiedene Steinbrechgewächse wie der Gegenblättrige Steinbrech (Blume des Territoriums Nunavut), sowie Tragant, Berufkraut, Weiße Silberwurz (Blume der Nordwest-Territorien) und Arktischer Mohn.

Fauna

Für die in den Tundragebieten beheimateten Menschen spielte die Tierwelt eine entscheidende Rolle für das Überleben. Land- und Meerestiere lieferten Nahrung, Kleidung und Ausrüstungsmaterialien. Von Ausrottung durch die Ureinwohner der Arktis war dennoch keine Tierart bedroht; eine solche Bedrohung entstand erst als Folge des Vordringens von „Qallunaat“, also der „Weißen aus dem Süden“.

Von besonderer Bedeutung waren für die Inuit von jeher Karibus und auch Moschusochsen; teilweise gilt das noch heute. Die Gesamtzahl der Karibus ist im Laufe des 20. Jahrhunderts infolge starken Bejagens, vermehrten Auftretens von Wölfen und zunehmender Waldbrände, nicht zuletzt aber auch infolge vermehrter wirtschaftlicher und technischer Aktivitäten enorm zurückgegangen. Schätzte man die Zahl in den 1930er Jahren noch auf über zwei Millionen, so lag sie 40 Jahre später nur noch wenig über einer halben Million.

Ähnliches gilt für die Moschusochsen: Wegen übertriebenen Bejagens – auch durch Inuit – waren die Tiere fast ausgestorben, weshalb 1917 ein Jagdverbot unumgänglich wurde, das erst 1969 wieder vorsichtig gelockert werden konnte; man schätzt den heutigen Bestand auf etwa 15.000 Tiere.

Neben Karibus und Moschusochsen leben in der Tundra Eisbären, arktische Wölfe, Vielfraße, Polarfüchse, Polarhasen, Lemminge und verschiedene Hörnchenarten. Erstaunlicherweise wurde keines dieser Tiere als territoriales Symbol ausgesucht; die gesetzgebende Versammlung wählte vielmehr als „Tier von Nunavut“ den kanadischen Husky (Canadian Inuit Dog, „Inuithund“).

Hinzu kommen riesige Vogelscharen, in den Sommermonaten dürften etwa 80 Vogelarten in der Arktis nisten.

Fische treten in nur wenigen Arten auf. Es herrscht jedoch großer Fischreichtum sowohl in den Seen und Flüssen als auch in den Küstenregionen, wo überdies viele Meeressäuger – Wale und Robbenarten  – anzutreffen sind.

Bevölkerung

Die Zahl der Einwohner von Nunavut betrug im Jahr 2011 genau 31.906 (knapp 1 ‰ der kanadischen Gesamtbevölkerung), davon etwa 25.000 Inuit (rund 85 % der Nunavut-Bevölkerung und rund 50 % aller kanadischen Inuit). Nunavut hat eine Landfläche von 1.877.788 km², etwa 19 % der Fläche Kanadas, und ist damit etwa sechsmal so groß wie Deutschland. Mit einer Bevölkerungsdichte von 0,02 Menschen pro Quadratkilometer ist Nunavut somit eine der am geringsten bevölkerten Regionen der Erde. Die Bewohner wohnen in 28 Gemeinden. Größter Ort ist die Hauptstadt Iqaluit mit 6.699 Einwohnern, zweitgrößter Ort Arviat mit 2.318 Einwohnern. Neun weitere Gemeinden haben über 1.000 Einwohner; die kleinste Siedlung (Bathurst Inlet) ist inzwischen ganz verlassen.

Die Mehrheit der Inuit lebt verstreut an den Küsten und nicht in den größeren Siedlungen. Dort ist die subsistenzorientierte Jagd auf Meeressäuger (mit Kajaks oder Umiaks), aber auch auf Fisch und Schalentiere nach wie vor eine wichtige Komponente für den Lebensunterhalt. Auch Karibus zur Herstellung von Kleidung werden weiterhin erlegt. Die traditionelle Jagd ist zudem ein grundlegender Bestandteil der sozialen Beziehungen unter den Menschen. Insofern ist eine nachhaltige Bewirtschaftung der natürlichen Ressourcen und der Zugang zu den Fanggründen von essentieller Bedeutung für die Stabilität und Erhaltung der Inuitkultur.

Wirtschaft

Nunavut ist im Besitz bedeutender Vorkommen von Bodenschätzen wie Blei, Silber, Zink, Erdöl und Erdgas, neuerdings auch Diamanten, deren Abbau der Wirtschaft und damit wachsendem Wohlstand des Territoriums zugutekommen sollen. Volkswirtschaftliches Entwicklungspotential wird deshalb vor allem im Erschließen von Rohstoffquellen und Gewinnen von Bodenschätzen gesehen. Allerdings kommen die Erlöse bislang nicht dem Territorium zugute, sondern multinationalen Konzernen und dem kanadischen Staat.

Nunavut ist im Besitz bedeutender Vorkommen von Bodenschätzen wie Blei, Silber, Zink, Erdöl und Erdgas, neuerdings auch Diamanten, deren Abbau der Wirtschaft und damit wachsendem Wohlstand des Territoriums zugutekommen sollen. Volkswirtschaftliches Entwicklungspotential wird deshalb vor allem im Erschließen von Rohstoffquellen und Gewinnen von Bodenschätzen gesehen. Allerdings kommen die Erlöse bislang nicht dem Territorium zugute, sondern multinationalen Konzernen und dem kanadischen Staat.

In Zukunft soll auch verstärkt in die Tourismusbranche investiert werden. Eine bedeutende Rolle für die Wertschöpfung spielen auch Inuit-Kunst und Inuit-Kunsthandwerk; die Produkte werden weltweit gekauft.

Trotz der vorhandenen wirtschaftlichen Ressourcen herrschen zum Teil Hunger und Armut.


Siehe auch

Weblinks

Quellen

Bildernachweis